FTDI: Proaktive Fake-Chip-Abwehr
USB-Chip-Spezialist FTDI geht gegen chinesische Chip-Fälschungen vor: Neueste Treiber-Updates machen bislang funktionierende Seriell-Adapter unbrauchbar.
- Carsten Meyer
Zugegeben: Am Angebot eines chinesischen Anbieters, der Breakout-Platinchen mit dem bekannten USB-Seriell-Wandler FT232R für nicht einmal 2,50 Euro feilbot, konnte auch der Redakteur nicht vorbeigehen. Zunächst schien alles in Ordnung: Windows 7 lud automatisch die benötigten Treiber nach, und das Breakout-Board erschien als virtueller Com-Port im Gerätemanager. Doch eines Tages kannte Windows den Adapter nicht mehr – kein Wunder, lieferte er doch plötzlich die USB-VID/PID 0000 statt 6001. Anhand dieser Nummern entscheidet das Betriebssystem, welcher Treiber verwendet werden soll. Zunächst vermutete ich einen Defekt, doch in einschlägigen Foren traf die Redaktion auf unzählige ähnliche Probleme.
Schon vor einigen Monaten kursierte das Gerücht, dass gefälschte FTDI-Chips auf dem Markt sind; einen ausführlichen Bericht über einen Chip-Teardown veröffentlichte der Zeptobars-Blog. Bei den gefälschten Chips scheint es sich um eine Art Microcontroller zu handeln, der sich halt (normalerweise) wie ein FTDI-Elaborat verhält. Und den muss es ganz besonders billig geben – anders wären die Preise der Breakout-Boards auch nicht nachzuvollziehen: Im Einzelhandel ist schon ein FT232-Chip teurer als das komplette Platinchen.
Anscheinend schlägt FTDI seit Anfang Oktober mit einem Treiber-Update (Version 2.12.00) zurück, das gefälschte Chips erkennt und kurzerhand deren PID auf null setzt. Zwar wird der Chip damit nicht zerstört, aber für den gedachten Einsatzzweck unbrauchbar. Gut informierte Kreise berichten, dass sich auch der Treiber für Mac OS X am Rachefeldzug beteiligt. Entsprechende Maßnahmen hatte sich das Unternehmen in einem Statement vorbehalten.
Und so rumort es in vielen Arduino- und 3D-Drucker-Foren, weil die gefälschten Chips in unzähligen Zubehörteilen verbaut wurden. Eine der vorgeschlagenen Lösungen scheint zumindest plausibel: Mit dem FTDI-Tool FT_PROG 2.8 kann man die PID auf 6001 zurücksetzen – wenn sich der Fake-Chip tatsächlich wie das Original verhält. Man muss dann nur darauf achten, ältere FTDI-Treiber zu verwenden. (cm)