Facebook experimentiert schon länger mit Nutzerdaten
Nicht erst im Rahmen der jetzt bekanntgewordenen Affäre um die Manipulation von Newsfeeds haben Wissenschaftler bei dem Social Network mit Userdaten gearbeitet. Sozialforscher sind schon seit längerem bei dem Konzern angestellt.
Facebook forscht schon seit längerem mit den Daten seiner Nutzer – und nicht erst seit dem gerade bekanntgewordenen, umstrittenen Psycho-Experiment, bei dem die Newsfeeds von über 300.000 Usern manipuliert worden sein sollen. Technology Review veröffentlichte aus Anlass der Affäre nun einen Text, der bereits im September 2012 erschienen war.
In dem Beitrag besucht Autor Tom Simonite die Sozialwissenschaftler und Netzwerktheoretiker, die das Social Network schon seit Jahren beschäftigt. Einer der Männer, die Firmenchef Mark Zuckerberg damals als "Schatzsucher" auserkoren hatte, war Cameron Marlow. Der hochgewachsene Experte war damals Mitte 30 und leitete gut abgeschirmt von Öffentlichkeit und Presse ein zwölfköpfiges "Data Science Team".
Das Ziel der Gruppe, die Facebook damals schon verdoppeln wollte: Es sollte eine Art Bell Labs für das Zeitalter der sozialen Netzwerke werden. "Mithilfe von Mathematik, Programmierkunst und Erkenntnissen aus den Sozialwissenschaften sollen die Facebook-Forscher in den Datenberg vordringen und Schätze heben. Im Unterschied zu anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern, die nur einzelne Aspekte der Online-Aktivitäten untersuchen, hat Marlows Team Zugang zum gesamten Datenbestand von Facebook", schrieb Simonite. Nicht einmal die Führungsriege um Zuckerberg habe einen vergleichbaren Einblick in die persönlichen Informationen, die Millionen Facebook-Nutzer im Sekundentakt von sich preisgeben.
Schon 2012 wurden diverse Experimente durchgeführt. So kam etwa heraus, dass Nutzer sich mit einer um 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Anzeigen erinnern, wenn die erkennbar von einem Freund gutgeheißen wurden. Mit derartigen Einblicken versuchte Facebook bereits vor dem Börsengang, potenzielle Investoren zu locken. "Denn wer die Mechanik der sozialen Beeinflussung versteht, kann Online-Werbung noch eindrücklicher gestalten und damit bewirken, dass die Nutzer noch häufiger auf Anzeigen klicken." (bsc)