Fazit nach sechs Stunden Virtual Reality: Orientierungsschwierigkeiten und schwarze Streifen

Über sechs Stunden in der VR (mit zwei Pausen): Hat c't-Redakteur Jan-Keno Janssen von seinem am Mittwochabend live übertragenen Virtual-Reality-Marathon bleibende Schäden davongetragen? Sein Fazit.

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Fazit nach sechs Stunden Virtual Reality: Orientierungsschwierigkeiten und schwarze Streifen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

"Und, ist dir später noch übel geworden?" – etliche Kollegen waren nach meinem sechsstündigen VR-Marathon sehr um mein Wohlbefinden bemüht. Ein bisschen Mitgefühl schwang da mit, aber auch ein bisschen Sensationsgier: Mal gucken, von welchen exotischen und völlig neuartigen Körper-Fehlfunktionen der Kollege berichtet.

In dieser Hinsicht muss ich leider enttäuschen: Mir geht es blendend. Die VR-Spielerei hat richtig Spaß gemacht, nur ein bisschen anstrengend war's – aber das lag vermutlich eher am vielen Plappern und Herumzappeln. Ich bin nach Mitternacht hundemüde ins Bett gefallen, habe acht Stunden durchgeschlafen und kann leider auch von keinen ungewöhnlichen oder besorgniserregenden Träumen berichten.

Außer Streifen nichts gewesen: Nur dezente körperliche Schäden.

An körperlichen Nachwirkungen sind mir lediglich zwei schwarze Streifen auf den Wangen aufgefallen, offenbar hat mein Gesichtsschweiß etwas Farbe vom Polsterschaum der HTC Vive gelöst. Aber auch das ist kein allgemeines VR-Problem, sondern eher ein individuelles: Ich schwitze gern und oft, außerdem war es im Videostudio wegen der Scheinwerfer ziemlich heiß. Dennoch: Alle mir bekannten VR-Brillen heizen sich im Betrieb etwas auf, das ist bei langem Tragen manchmal ein bisschen unangenehm. In extremen Fällen beschlägt dabei auch meine Brille, das ist beim VR-Marathon am Mittwoch aber nicht passiert.

Übel ist mir ebenfalls während des gesamten Experiments nicht geworden, obwohl ich definitiv nicht immun gegen die Simulator-Krankheit bin. Was man unbedingt bedenken muss: Es ist nicht "die" Virtual Reality, die Aufruhr im Magen verusacht. Wenn die Hardware latenzfrei arbeitet und sauber trackt, ist eigentlich immer die Software schuld. Da ich inzwischen einige Erfahrung mit VR habe, merke ich ziemlich schnell, wenn eine Software problematisch ist – im VR-Marathon passierte das zum Beispiel bei "Marble Mountain" (5:46): Hier hat die automatische Kameraführung bei mir Unwohlsein ausgelöst. Spüre ich das, beende ich die Software – und kann dann weiterhin übelkeitsfrei in der VR bleiben. Sobald ich allerdings einmal die Übelkeitsschwelle überschritten habe, klappt VR bei mir nicht mehr, dann muss ich ein paar Stunden Pause machen.

Vom Marble-Mountain-Ausreißer abgesehen kann ich lediglich von dezenten (!) Orientierungs- und Gleichgewichts-Schwierigkeiten in den Minuten nach dem Absetzen der Brille berichten – die Realität fühlt sich ein ganz kleines bisschen seltsam an, wenn man zuvor in der VR war. Dieses Gefühl tritt bei mir aber auch schon nach kürzeren VR-Sessions auf; und ähnelt dem Körpereindruck, den man nach zwei Stunden in einem dunklen Kinosaal hat – ein bisschen wie Aufwachen nach einem kleinen Nickerchen, wenig besorgniserregend.

Ich will damit die VR-Nebenwirkungen nicht schönreden: Mit Sicherheit kann ich nicht sagen, welche körperlichen Auswirkungen das Ganze hat – nur sind mir halt keine aufgefallen; und ich glaube auch nicht wirklich an problematische Langzeitschäden. Dennoch: Die Wissenschaft forscht an dem Thema, und das ist gut so.

(jkj)