Filesharing-Bremsen der Provider in aller Welt beleuchtet
Das von Google unterstützte Measurement Lab hat eine erste Statistik von 2012 zu Einschränkungen des Verkehrs in P2P-Netzwerken einschließlich BitTorrent veröffentlicht. Kabel Deutschland drosselt demnach weniger als im Vorjahr.
Das von Google unterstützte Measurement Lab (M-Lab) hat eine erste Statistik mit Zahlen von 2012 zu Einschränkungen des Verkehrs in Peer-2-Peer-Netzwerken (P2P) einschließlich BitTorrent veröffentlicht. Hierzulande gehört Kabel Deutschland demnach weiter zu den größten Bremsern von Filesharing-Anwendungen. Allerdings drosselt der Provider den Messungen zufolge weniger als im Vorjahr: Liefen 2011 noch 69 Prozent aller BitTorrent-Übertragungen eingeschränkt, waren es im ersten Quartal dieses Jahres nur noch 37 Prozent. Aktuell reduziert der Zugangsanbieter eigenen Angaben zufolge die Bandbreite für Filesharing für den Rest des Tages ab Erreichen eines täglichen Gesamtdatenvolumens von 60 GByte.
Das M-Lab sammelt die Daten zum Netzverkehr mit der vom Max-Planck-Institut für Software-Systeme Glasnost-Anwendung. Nutzer können damit unter anderem überprüfen, ob der P2P-Verkehr über ihre Leitung normal, verzögert oder gar nicht läuft. Insgesamt halten sich große Provider in Europa, wo Brüssel gerade über gesetzlichen Auflagen zur Stärkung der Netzneutralität brütet, mit BitTorrent-Bremsen zurück. Aus Ländern wie Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien oder Schweden sind keine wichtigen Marktakteure auf der Liste. Eine Ausnahme bildet Großbritannien. BT begrenzt laut jüngsten Messungen 65 Prozent einschlägiger Transfers, während die Vergleichsrate für 2011 noch bei 57 Prozent lag. Virgin Media, BSkyB und o2 drosselten mit Quoten zwischen 22 und 2 Prozent die Tauschbörsennutzung weniger häufig als im Vorjahr.
In den USA hat der Streit um die Ausbremsmanöver des Kabelnetzbetreibers Comcast insgesamt zu weniger Einschränkungen des Filesharing-Verkehrs geführt. Die Federal Communications Commission (FCC) mahnte den Konzern 2008 wegen einer P2P-Blockade ab. Der Anbieter ging gegen die damit verknüpften Sanktionen der Regulierungsbehörde gerichtlich vor und konnte im Berufungsverfahren erreichen, dass die Auflagen für nichtig erklärt wurden. Die FCC erließ daraufhin aber verschärfte Leitlinien für das offene Internet. Mittlerweile greifen kundenstarke US-Provider wie Comcast, AT&T oder Verizon in 3 Prozent der BitTorrent-Transfers ein, Cox in 6 Prozent.
Ganz anders gestaltet sich die Situation in Kanada, wo Rogers 80 und Bell 77 Prozent der Übertragungen reglementieren. Nur Cogeco und Telus kommen dort an die Raten der US-Nachbarn heran oder unterbieten diese sogar noch. In Australien sticht iiNet mit einer Drosselrate von 11 Prozent negativ hervor, in Japan gehören Infoweb Fujitsu und J:COM mit 60 beziehungsweise 83 Prozent zu den großen Filesharing-Bremsern.
(mho)