Frankfurter Buchmesse: E-Book-Reader sind erwachsen geworden
Statt bahnbrechender Neuerungen stellten die großen Hersteller 2015 nur geringfügig modifizierte neue E-Reader vor oder verkaufen die bisherigen Modelle gleich weiter. Für Lesefreunde muss das nicht schlecht sein. Eine Bestandsaufnahme.
Bei dedizierten Lesegeräten für E-Books liegt die letzte große Innovation inzwischen Jahre zurück: Die Integration von Beleuchtung im Jahr 2012. Seither konzentrieren sich die Hersteller auf eine Verbesserung der vorhandenen Komponenten und ihres Zusammenspiels untereinander, insbesondere im Bezug auf das E-Ink-Panel. Die Beleuchtungen werden immer ausgewogener, die Anzeigen kontrastreicher und schärfer. Insgesamt heißt es also Evolution statt Revolution, zeigt eine Bestandsaufnahme anlässlich der Frankfurter Buchmesse, die seit Mittwoch geöffnet ist.
HD-Auflösungen werden Standard
HD-Auflösungen von 300ppi sind inzwischen auch in der Mittelklasse angekommen. Der seit Herbst 2014 verkaufte Kindle Voyage war der erste eBook Reader, der 1440 × 1080 Bildpunkte auf sechs Zoll anzeigte. Mit 190 Euro ist er aber vergleichsweise teuer. Der vor einigen Monaten in den Handel gekommene Kindle Paperwhite 3 wurde mit dem gleichen Panel bestückt und ist (abgesehen von Sonderangeboten, wie dem aktuellen) für 120 Euro zu haben. Zu diesem Preis müssen Nutzer allerdings Reklame auf dem Sperrbildschirm und in den Menüs in Kauf nehmen.
Ebenfalls schon seit Sommer ist der Kobo Glo HD erhältlich, in dem ebenfalls ein 300ppi-Panel der E-Ink-Carta-Generation verbaut ist. Er kostet 130 Euro, ist außerordentlich kompakt und unterstützt auch das epub-Format sowie den Adobe-Kopierschutz. Damit kann der Sechs-Zoller aus nahezu beliebigen Quellen inklusive Onleihe befüllt werden kann.
Zur Frankfurter Buchmesse stellten nun auch die Tolino-Alliierten, ein Zusammenschluss der großen deutschen Buchhandelsketten und der Telekom, ihre neuen Modelle vor. Tolino Vision 3 HD und Tolino Shine 2 HD haben beide ein beleuchtetes 300ppi-Panel. Der Tolino Vision 3HD hat als Top-Modell eine etwas bessere Beleuchtung sowie eine plane Oberfläche, außerdem ist er wasserdicht und es kann mittels Klopfen auf die Rückseite umgeblättert werden.
Stabile Preise, einfache Bedienung
Aufgrund von hohen Komponentenpreisen im Einkauf und des starken US-Dollar sind die Verkaufspreise für dedizierte Lesegeräte weitgehend stabil beziehungsweise steigen sogar leicht. So kam der erste Tolino für 99 Euro in den Handel, auch der Kindle Paperwhite 2 wurde monatelang für diesen Preis verkauft. Premium-Modelle wie der Kindle Voyage (HD-Panel, wertige Materialien, sensorische Blättertasten) und der Kobo Aura H2O (HD-Display mit 6,8 Zoll, wasserdicht) sollen sich nach Angaben der Hersteller zwar besser verkaufen als erwartet, sprechen zu Preisen um 200 Euro aber eine überschaubare Zielgruppe an.
Viele Digital-Leser sind technisch wenig affin. Ihnen kommt die inzwischen bei allen großen Anbieter gegebene sehr intuitive Bedienung und eine gelungene Vernetzung von Lesegerät und angebundenem E-Book-Store entgegen. Vorbildlich ist in dieser Beziehung, dass Kobo, Tolino und Amazon neue Funktionen über Firmware-Updates bislang immer auch für ältere Modelle verfügbar gemacht haben, die seit 2 Jahren und mehr im Verkauf sind.
Innovationskurve abgeflacht
Insgesamt hat sich der E-Reading-Markt in den vergangenen Jahren aufgrund stagnierender Verkaufszahlen deutlich konsolidiert. Anbieter wie Trekstor und Sony haben sich komplett zurückgezogen, andere Unternehmen haben keine konkurrenzfähigen Modelle mehr im Portfolio beziehungsweise sind kaum in Deutschland zu bekommen.
Die Innovationskurve ist derweil deutlich abgeflacht. Generell gilt: Wer bereits einen E-Book-Reader mit integrierter Beleuchtung sein Eigen nennt, hat wenig Grund zur Neuanschaffung. Wer viel liest und wem die beste Anzeigequalität eine zusätzliche Anschaffung wert ist, kommt an dedizierten Lesegeräten aber auch Ende 2015 nicht vorbei. Dank ihrer sehr einfachen Bedienung geben sie außerdem weiterhin ein sehr gutes Geschenk für bibliophile Freunde und Verwandte älteren Semesters ab.
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(mho)