FSFE kritisiert IT-Beschaffung der EU
Mit einem Auftrag über 189 Millionen Euro habe die EU-Kommission gegen die eigenen Regeln für den Software-Kauf verstoßen, bemängelt die Free Software Foundation Europe.
- Christian Kirsch
Die europäische Free Software Foundation (FSFE) kritisiert die Vergabe des Software-Rahmenvertrags Sacha II, den die EU-Kommission im Juni ausgeschrieben hatte. Den Zuschlag für das 189 Millionen Euro umfassende Projekt bekam die niederländische Firma PC Ware Information Technologies. Zu den 120 Produkten (PDF-Datei) des Rahmenvertrags gehören unter anderem Adobes ColdFusion, VMWares vSphere und Tivoli von IBM. Als einzige Open-Source-Produkte sind das Content-Management-System Alfresco und Red Hat Linux vertreten.
"Statt eine Strategie zu entwickeln, die die Vorteile Freier Software nutzt und Unabhängigkeit von Anbietern schafft, hat sich die Kommission noch fester an die Hersteller gebunden", meint FSFE-Präsident Karsten Gerloff. Die im Mai verabschiedete Digitale Agenda der EU verlange, dass IT-Produkte und -Dienstleistungen "offen und interoperabel" seien. "Die europäischen Bürger erwarten von der Kommission, die Kosten gering zu halten, Steuergelder so auszugeben, dass sie die Entwicklung Europas fördern, und sich an ihre eigenen Regeln zu halten."
Das Verhalten des für die Beschaffung zuständigen Direktorats für Informatik (DIGIT) schade der Glaubwürdigkeit der Kommission, erklärte Gerloff weiter. Bereits in der Vergangenheit hatte die FSFE das Direktorat für seine Überarbeitung des European Interoperability Framework kritisiert. In dem Prozess war die anfängliche Forderung nach offenen Standards immer stärker aufgeweicht worden. (ck)