Freies WLAN: Freifunker stellen Internet für Flüchtlinge bereit
In zahlreichen deutschen Städten sorgen freiwillige Helfer für Internetzugänge in Flüchtlingsunterkünften. Ganz vorne mit dabei: Die Initiative Freifunk, die sich seit Jahren für offene Funknetze engagiert.
Mitglieder der Initiative Freifunk versorgen Flüchtlinge in verschiedenen deutschen Städten per WLAN mit einem Internetzugang. In Hamburg, Stuttgart, Hannover oder Dortmund können die Menschen in den Aufnahmeeinrichtungen der Kommunen mit PC oder Smartphone ins Internet und Kontakt mit Angehörigen und Freunden halten. Die Unterkünfte der Flüchtlinge sind oft nicht mit einem eigenen Internetanschluss versorgt.
Oft nicht mal DSL
In einigen Einrichtungen gibt es immerhin einen DSL-Anschluss, manchmal wird auch der von freiwilligen Helfern organisiert. Freifunker installieren dann die WLAN-Infrastruktur und versorgen so die ganze Einrichtung mit Netz. Die Kosten werden oft aus Spenden finanziert. In Stuttgart haben die Freifunker so bereits mehrere Flüchtlingsunterkünfte versorgt.
In Hamburg wohnt ein Freifunker direkt gegenüber der Aufnahmeeinrichtung Harburg und versorgt die Flüchtlinge dort mit einer Richtantenne. Das Wohnschiff im Hamburger Hafen haben die Freifunker ebenfalls vernetzt. Auch in Hannover, Berlin und zahlreichen anderen Städten setzen sich die Mitglieder der Initiative aktiv für die Flüchtlinge ein.
Problem Störerhaftung
Die Freifunker hoffen dabei auf mehr Unterstützung von Behörden und Betreibern der Unterkünfte. Doch die scheuen die Kosten und das Risiko: Über dem freien WLAN schwebt das Damoklesschwert der Störerhaftung. Dank der deutschen Rechtslage sind Anbieter eines WLANs prinzipiell für Verstöße haftbar zu machen, die Nutzer des Funknetzes begehen. Diesem gesetzgeberischen Alleingang ist es zu verdanken, dass offene WLANs in Deutschland noch nicht selbstverständlich sind. Experten kritisieren, dass das auch mit einem neuen Gesetzesentwurf nicht besser wird.
Die Freifunker sind angetreten, offenes WLAN trotz dieser Rechtslage in Deutschland weiterzubringen. Mitmachen kann jeder der will, die Mitglieder kommen zu regelmäßigen Treffen zusammen. In vielen Städten gibt es schon zahlreiche Netzknoten, die untereinander verbunden sind (Mesh-Netzwerk). Dabei kommt eine eigene Router-Software auf Basis von OpenWRT zum Einsatz, mit der die Freifunker auch das Risiko der Störerhaftung umgehen wollen: Der Freifunk-Verkehr wird über einen VPN-Tunnel zum Provider geleitet. (vbr)