Gamescom: Japanisch für Erwachsene

Ob Dämonenjäger, die mit ihren eigenen Gliedmaßen umherwerfen, oder Cheerleaderinnen mit Kettensäge: Japanische Spieleentwickler haben ein unverkrampftes Verhältnis zu Horror-Spielen und präsentieren sie in Köln mit einem Augenzwinkern.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Kusenberg

Während die westlichen Publisher vornehmlich ihre bewährten Serien fortsetzen, werkeln einige japanische Studios an Spielen, die keine Ordnungsnummer im Titel tragen. Besonders fantasievoll zeigen sich dabei die Kreationen des Horror- und Splatter-Genres. Strikt auf ein erwachsenes Publikum zugeschnitten, schwingt in den surrealen Szenarien meist eine große Prise Humor mit, wenn auch nicht jeder über solche derben Scherze wird lachen können.

Nicht totzukriegen: In Neverdead reißt sich die Spielfigur seine Gleidmaßen ab und nutzt sie als Waffen.

(Bild: Konami)

Zu den originelleren Titeln dieser japanischen Gore-Spiele zählt Neverdead von Konami. Im Vorspann erfährt der Spieler vom Schicksal des Dämonenjägers Bryce, der dazu verflucht ist, unsterblich zu sein. Im Kampf hat das unschätzbare Vorteile. Wird Bryce ein Arm oder Bein abgeschlagen, so hüpft er wie im Monty-Python-Film "Die Ritter der Kokosnuss" umher. Bryce kann selbst seinen Kopf abnehmen, um ihn umherzurollen und unzugängliche Bereiche zu erkunden – allerdings ist sein Haupt alleine sehr verletzlich und kann von Monstern verschlungen werden. Auf Knopfdruck wachsen die Gliedmaße wieder an. Das ist ungemein witzig, vor allem, weil Bryce selbst nach dem 100. Mal noch jammert: "Daran werde ich mich nie gewöhnen!" Aufpassen muss der Spieler auf seine weibliche Kollegin, die an seiner Seite kämpft, jedoch dem Tod kein Schnippchen schlagen kann. Neverdead erscheint im Herbst 2011 für Playstation 3 und Xbox 360. In Deutschland wird das Spiel vermutlich ungekürzt mit einer USK-Freigabe "ab 18" erhältlich sein.

"Jetzt wird's unrealistisch": Mit diesen Worten kündigte Capcoms Marketingsprecher den ungleichen Kampf Däumling gegen Planetenfresser in Asura's Wrath an.

(Bild: Capcom)

In Asura's Wrath versetzt Capcom den Spieler in die Rolle eines kleinen Wüterichs, der gegen gigantische Gottheiten kämpft. Die durch die Naruto-Serie bekannt gewordenen Entwickler von CyberConnect 2 entfesseln wahre Sturmgewitter, wenn der kleine Asura gegen die Goliats antritt und sie mit seinen sechs Armen vermöbelt. Selbst in Wolkenkratzergröße scheinen sie keine Gegner für ihn zu sein. Doch im Endkampf nehmen sie planetarische Ausmaße an, sodass sie ganze Kontinente mit einem Finger zerquetschen können. Doch auch hier hält der Spieler mit viel Knöpfchendrücken dagegen und stemmt sie zurück ins Weltall. Eine herrlich übertriebene Persiflage der God-of-War-Serie, die Anfang kommenden Jahres für die PS3 und Xbox 360 erscheinen soll.

Schulmädchen vs. Zombies: Suda 51 beweist sich einmal mehr als Meister des schlechten Geschmacks.

(Bild: Warner Interactive)

Trash-Entwickler Goichi Suda (No more Heroes, Shadows of the Damned) will derweil sein kommendes Werk mit dem einprägsamen Namen Lollipop Chainsaw bei Warner Interactive veröffentlichen. Auf den ersten Blick erinnert der Titel an die berüchtigten "Onechanbara: Bikini Zombie Slayers". Eine knapp bekleidete blonde Cheerleaderin läuft durch die Gebäude ihrer Highschool, um ihre zu Zombies mutierten Mitschüler zu zerlegen. Dazu verwendet sie hauptsächlich eine Kettensäge und gelegentlich ihre puscheligen Pompons. Wie "Onechanbara" handelt es sich um reinsten Arcade-Trash, der indes spielerisch hübsch inszeniert ist. Der Spieler muss nicht-infizierte Mitschüler retten. Schafft er es nicht, werden sie zu besonders schweren Bossgegnern. Wegen der leichtfüßigen Arcade-Spielweise und der kecken Heldin glaubt Warner, in Deutschland eine USK-Einstufung zu bekommen, wenn die Cheerleader-Zombie-Metzelei 2012 für PS3 und Xbox 360 erscheint.

Tanz der Zombies: Segas Horror-Spiel soll die Kinect-Kamera von ihrem Casual-Image befreien.

(Bild: Sega)

Derlei Hoffnung hat Sega für sein vollkommen humorfreies Survival-Horror-Adventure Rise of Nightmares bereits fahren lassen und wird es hierzulande gar nicht erst veröffentlichen. Das Kinect-Spiel setzt mit seinen derben Gewaltszenen einen Kontrapunkt zu den übrigen, meist kinderfreundlichen Bewegungsspielen. Dabei weckt die erste Spielstunde durchaus Erinnerungen an Thriller wie "Heavy Rain". Auf einer Zugfahrt nach Rumänien wird die Frau der Figur das Spielers von Dämonen entführt. Als der Zug entgleist, findet sich der Spieler mit anderen Pasagieren in einem schauerhaften Gemäuer wieder. Hier mutiert das Spiel zu einem an Condemned oder Manhunt erinnenden Spektakel, in dem der Spieler durch wilde Armbewegungen mit Fackeln, Äxten oder Messern um sich schlägt. Die Spielfigur bewegt sich dabei frei durch die Level – je nachdem, in welche Richtung man seinen Oberkörper dreht oder neigt. Im restlichen Europa soll die virtuelle Ganzkörperfolter am 9. September 2011 an den Start gehen. (hag)