Gerd Ludwig erhält Erich-Salomon-Preis

Der Fotojournalist Gerd Ludwig erhält den Dr.-Erich-Salomon-Preis 2014 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Dokumentation von Umweltschäden in der ehemaligen UdSSR.

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  • dpa
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Der in den USA lebende deutsche Fotograf Gerd Ludwig wird in diesem Jahr mit dem Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet. Mit Ludwig werde einer der anerkanntesten Fotojournalisten geehrt, teilte die Vereinigung am Dienstag in Köln mit. Er zähle in diesem Metier zu den wenigen Deutschen mit Weltgeltung. Im Mittelpunkt der Arbeiten des 1947 geborenen Fotografen stehen Umweltthemen und die Veränderungen in den Republiken der früheren Sowjetunion. Die aus einer Urkunde und einer Kamera mit Namensgravur bestehende Auszeichnung soll Ludwig bei der Messe Photokina am 20. September in Köln verliehen werden.

Die DGPh verleiht den Preis seit 1971 jährlich für "vorbildliche Anwendungen der Fotografie in der Publizistik". Er erinnert an Erich Salomon, dem der Bildjournalismus seit der Weimarer Republik viele Anregungen verdanke.

Gerd Ludwig wurde 1947 in Alsfeld, Hessen geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Germanistik, Sport und Politikwissenschaft in Marburg. 1968 brach er sein Studium ab und tourte ein Jahr durch die USA und Skandinavien. Die Reise finanzierte er mit Gelegenheitsjobs als Maurer, Seemann und Tellerwäscher. Nach seiner Rückkehr begann er an der Folkwangschule Essen ein Studium der Photographie bei Prof. Otto Steinert, das er als graduierter Photo-Designer abschloss.

1974 gründete Ludwig zusammen mit André Gelpke und Rudi Meisel VISUM, die erste deutsche Photographenagentur, die nach dem Vorbild von MAGNUM das individuelle photographische Werk betont. In der Folge arbeitete er weltweit, unter anderem im Auftrag von Spiegel, Stern, Geo, Zeit-Magazin, Merian und Art.

1984 zieht Ludwig nach New York, photographiert 1989 erstmals für National Geographic Magazine. Seither gehört er dort mit dem Arbeitsschwerpunkt in Europa und der ehemaligen UdSSR zur Stammmannschaft. Im Auftrag von National Geographic Magazine photographiert Gerd Ludwig 1993 Umweltschäden in der ehemaligen UdSSR, dabei auch in Tschernobyl. Das Ergebnis präsentiert das Magazin auf 47 Seiten. 2005 kehrt er für mehrere Wochen in die Sperrzone und die vom radioaktiven Niederschlag betroffenen Gebiete in der Ukraine und Weißrussland zurück. Das politische Tauwetter in der Ukraine führt zu mehr Freizügigkeit und so bekommt er als erster westlicher Dokumentarfotograf die Erlaubnis, tiefer in den verstrahlten Reaktor vorzudringen. Im Frühjahr 2011 und zuletzt im September 2013 photographiert Gerd Ludwig erneut im Reaktor und dessen Umgebung. Als Reminiszenz vieler Reisen in die Ukraine und Weißrussland erscheint im Mai 2014 sein dreisprachiger Bildband Der Lange Schatten von Tschernobyl (mit einem Essay von Michail Gorbatschow) in der Edition Lammerhuber in Baden, Österreich.

Gerd Ludwig

(Bild: Anthony Friedkin)

Neue Wege beschreitet Ludwig auch in der Finanzierung seiner Projekte. Nachdem es ihm nicht gelang, die Medien für eine Berichterstattung über den 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe zu interessieren, nutze er im Dezember 2010 "Crowdfunding" für die Finanzierung eines freien Projektes. Seine Kampagne erzielte über 23.000 US-$ für eine weitere Reise in die Reaktor-Sperrzone und übertraf den angestrebten Betrag um fast 100%. Dies ermöglichte ihm die Veröffentlichung eines digitalen Photobuchs als interaktives, multimediales iPadApp unter dem Titel The Long Shadow of Chernobyl. Eine erneute Crowdfunding-Kampagne zur Unterstützung seines Tschernobyl-Buchprojektes endete jüngst ebenfalls erfolgreich mit dem Doppelten des ursprünglich gesetzten Fundraising-Zieles.

Heute lebt Gerd Ludwig in Los Angeles und besitzt inzwischen auch die amerikanische Staatsangehörigkeit. Er photographiert immer noch vorwiegend für National Geographic, aber gelegentlich auch für andere renommierte Zeitschriften und Buchprojekte sowie für Werbeagenturen. Außerdem lehrt er an Universitäten und gibt weltweit Workshops. Seine Photos werden international in Galerien und Museen ausgestellt. (keh)