Gewerkschaften kündigen Widerstand gegen Stellenabbau bei Telefónica-O2 an
Die für den Netzbetreiber zuständige IG BCE fordert das Unternehmen auf, "Zahlen auf den Tisch" zu legen und in Verhandlungen einzutreten. Darüber hinaus kündigte die Gewerkschaft Protestaktionen an.
Gegen den geplanten massiven Stellenabbau bei Telefónica-O2 regt sich Widerstand bei Arbeitnehmervertretern. Bayerns Landesbezirkschef der Gewerkschaft IG BCE, Seppel Kraus, nannte die Einschnitte am Dienstag "ökonomisch falsch, kundenfeindlich und sozial verantwortungslos". Der Konzern benehme sich "wie die Axt im Walde". Die Gewerkschafter fordern das Unternehmen auf, sofort Verhandlungen aufzunehmen – und kündigten Protestaktionen an.
Der Netzbetreiber will das Unternehmen im Zuge der Integration von Hansenet von derzeit rund 6700 Arbeitsplätzen auf etwa 5000 verkleinern. Dazu sollen im Gesamtunternehmen rund 1100 Jobs abgebaut werden, weitere 650 Arbeitsplätze werden mit dem geplanten Verkauf dreier Callcenter ausgelagert. Bei dem Abbau geht es um 1100 Vollzeitstellen. Tatsächlich dürften deutlich mehr Menschen von der Maßnahme betroffen sein, da auch Teilzeitpositionen wegfallen werden.
Klar ist außer diesen Kennzahlen bisher nur, dass im Zuge der Restrukturierung die zentrale Netzbetreuung in Verl sowie Niederlassungen in Dortmund, Frankfurt, Hannover, Leipzig und Stuttgart Ende März 2011 geschlossen werden sollen. Einem Teil der betroffenen Mitarbeiter sollen Jobs in München oder Hamburg angeboten werden. Zudem werden in der Münchner Zentrale nach Informationen von heise online bereits Pläne geschmiedet, Teile der bisher in Verl verrichteten Aufgaben nach Tschechien auszulagern. Auch fürchten die Mitarbeiter weitere Maßnahmen nach Abschluss der Restrukturierung.
Wer und welche Bereiche von den aktuellen Maßnahmen konkret betroffen sind, ist unterdessen noch unklar. "Wir fordern die Offenlegung aller relevanten Daten und Fakten", fordert ein Arbeitnehmervertreter. Doch das Unternehmen "mauert". Auch die Gewerkschaft fordert das Unternehmen aus, endlich "Zahlen auf den Tisch" zu legen. "Das Unternehmen ist wirtschaftlich gesund, es besteht aus unserer Sicht überhaupt keine Notwendigkeit für Massenentlassungen", sagt Kraus.
Der Gewerkschafter nimmt die spanische Konzernmutter in die Verantwortung – aus der Telefónica-Zentrale kommen die Vorgaben für den Umbau. "Die Entscheidungsprozesse in Madrid sind nicht nachvollziehbar, das läuft völlig intransparent." Bei den geplanten Maßnahmen sollen die Renditeerwartungen der Spanier eine wesentliche Rolle spielen. Telefónica hat mit den Übernahmen von O2 und Hansenet aus ihrer deutschen Netztochter einen integrierten Telekommunikationsanbieter geformt – und dafür einiges Geld auf den Tisch gelegt. (vbr)