Goldberg-Variationen: Johann Sebastian Bach als "Creative Commons Zero"
Im Rahmen des Projekts Open Goldberg Variations hat die japanische Pianistin Kimiko Ishizaka Bachs Werk eingespielt. Die Aufnahme sowie der Notensatz sind Public Domain und kostenlos im Web erhältlich.
An Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen von 1741 haben sich schon viele Pianisten gewagt. Die nun veröffentlichte Aufnahme der Japanerin Kimiko Ishizaka ist aber in mehrfacher Hinsicht eine besondere: Sie ist die erste Aufnahme, die per Crowdsourcing finanziert wurde. Der Notensatz wurde mit Open-Source-Software erstellt. Zudem wurden die Aufnahme sowie der Notensatz unter einer Creative Commons Zero License veröffentlicht, sie können also gemeinfrei kopiert, verändert, verbreitet und aufgeführt werden – und das auch zu kommerziellen Zwecken, ohne um weitere Erlaubnis bitten zu müssen. Die vom Projekt "Open Goldberg Variations" erstellte Aufnahme steht als MP3- und Flac-Datei zum kostenlosen Download bereit, lässt sich aber auch direkt im Web auf Soundcloud anhören. Das Projekt präsentiert sich am kommenden Freitag auf der Classical:NEXT, Fachmesse und Festival für Klassische Musik in München.
Robert Douglass, Initiator der Non-Profit-Organisation "Open Goldberg Variations", hatte unter dem Motto "set the Goldbergs free" auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter um Unterstützer geworben und bis zum 3. Juni 2011 rund 23.800 US-Dollar eingesammelt – mehr als die erhofften 15.000 US-Dollar. Eingespielt und aufgenommen wurde das Werk vom 9. bis 13. Januar 2012 im Teldex-Studio in Berlin, das Klavier wurde von der Firma Bösendorfer gespendet. Der Notensatz wurde mit Hilfe der Software MuseScore des Entwicklers Werner Schweer erstellt, die unter einer GNU General Public License steht. Er ist ebenfalls im Web verfügbar.
Das Projekt wurde initiiert, um sowohl die Musikaufnahme als auch den Notensatz als Public Domain verfügbar zu machen - zwar fallen Bachs Werke selbst nicht mehr unter den Urheberschutz, der Notensatz etwa von Musikverlagen und die einzelnen Aufführungen durch bestimmte Künstler dagegen schon; einzelne Werke gibt es immerhin schon in gemeinfreiem Notensatz. Zudem sollte demonstriert werden, wie klassische Musiker ihre Projekte finanzieren könnten. Außerdem sollte noch gezeigt werden, welche Möglichkeiten sich dank der Notationssoftware MuseScore bieten. So sollen Notensätze auf Tablet-Computern, innerhalb von Websites und in YouTube- und anderen Videos eingebunden werden können. (anw)