Grüne kritisieren eingebaute Schwachstellen in Elektrogeräten
Ob die Hersteller absichtlich für ein verfrühtes Ableben ihrer Geräte sorgen, ist schwer umstritten. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Grünen legt den Verdacht nahe. Die Branche dementiert.
Die Grünen fordern schärfere Vorschriften für die Hersteller von Elektrogeräten, damit es keine "eingebauten Schwachstellen" mehr gibt. Mit dem Vorstoß soll verhindert werden, dass Computer, Waschmaschine und weitere Geräte bereits nach kurzer Lebensdauer wieder komplett ersetzt werden müssen. Erforderlich seien "klare Vorgaben für die Reparierbarkeit und Austauschbarkeit von Einzelteilen und die Überarbeitung des Gewährleistungs- und Garantierechts", sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, am Mittwoch der dpa.
Eine Studie (PDF-Datei) im Auftrag der Fraktion befasst sich eingehender mit diesem auch als geplante Obsoleszenz bezeichneten Problem. Verfasst wurde sie von Stefan Schridde, dem Initiator der Initiative "Murks? Nein, Danke!“, sowie dem Aalener Wirtschafts-Professor Christian Kreiß. In der Studie werden zahlreiche Arten aufgelistet, wie Geräte auf einen verfrühten Defekt hin konstruiert werden. Ebenso werden Beispiele aufgeführt, wie die Konstruktion Wartungen erschwert und damit für schnellere Neukäufe sorgt.
Dabei wird unter anderem das MacBook Pro genannt, in dem durch Verklebung von Gehäuse und Komponenten auch eventuelle Reparaturen deutlich aufwendiger und teurer werden. Ebenso werden festverbaute Akkus in vielen Tablets und Smartphones kritisiert, die sich nur mit Zerlegung des Geräts wechseln lassen. Weiterhin werden in der Studie interne Zähler in Druckern bemängelt, die die Produktlebenszeiten verkürzen. So wird das Beispiel einer Lasertonerkartusche mit mechanischem Zähler genannt, der nach 15.000 Seiten Leerstand meldete – sich dann aber per Hand dreimal bis zum Druck von fast 50.000 Seiten zurückstellen ließ.
Die Grünen-Umweltexpertin Dorothea Steiner kritisierte, ein geplanter oder zumindest bewusst in Kauf genommener frühzeitiger Verschleiß von Produkten führe auch zu "immensen Müllbergen". Ein Branchenvertreter wies die Kritik gegenüber dpa zurück. "Elektro-Hausgeräte sind langlebig", sagte Werner Scholz, zuständiger Geschäftsführer im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Von den rund 180 Millionen Geräten in deutschen Haushalten seien fast 75 Millionen älter als zehn Jahre. "Ein Verbraucher, dessen Waschmaschine schon nach relativ kurzer Zeit kaputt geht, wird das nächste Gerät sicherlich von einem anderen Hersteller kaufen."
Siehe dazu auch:
- Verstecktes Verfallsdatum. Wirkprinzipien der geplanten Obsoleszenz. c't 15/2012.
(Mit Material von dpa) / (axk)