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Guttenberg-Rücktritt überschattet Merkels CeBIT-Rundgang

Während die Bundeskanzlerin in Hannover ihren traditionellen CeBIT-Rundgang absolvierte, drang aus Berlin die Nachricht vom Rücktritt des Verteidigungsministers.

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Der traditionelle Rundgang der Bundeskanzlerin Angela Merkel am ersten Messetag der CeBIT verlief dieses Jahr anders als sonst. Beobachter sahen, dass die Kanzlerin während der Auftaktreden erst auf ihrem Handy tippte und sich anschließend für etwa zehn Minuten zu einem Telefonat zurück zog. Worum es ging, drang nicht nach außen durch – aber es muss immerhin so wichtig gewesen sein, dass die Kanzlerin dafür den straff organisierten Rundgang unterbrach. Viele vermuteten, dass der Vorfall mit dem Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zusammenhing. Hinterher wurde bekannt, dass zu Gutenberg seinen Rücktritt eingereicht hat. So wurde wohl zum ersten Mal ein Kanzlerrundgang durch bundespolitische Ereignisse unterbrochen.

Guttenberg sagte am Dienstagvormittag vor Journalisten, er könne es nicht mehr verantworten, dass die Plagiatsaffäre auf dem Rücken der Bundeswehrsoldaten ausgetragen werde. Die öffentliche und mediale Betrachtung drehe sich nur noch um die Person Guttenberg und die Dissertation. Der Tod und die Verwundung von Soldaten rückten in den Hintergrund. Dies sei eine "dramatische Verschiebung". Für das fordernde Amt des Verteidigungsministers brauche man ungeteilte Konzentration und fehlerfreie Arbeit. Merkel hat für den Nachmittag eine Erklärung angekündigt.

Zu Guttenberg und mit ihm auch Merkel, die ihm bis zuletzt den Rücken stärkte, waren immer mehr in die Kritik geraten – nicht nur aus der Opposition, sondern auch aus den eigenen Reihen. Zudem brandete Protest aus der Wissenschaft auf. So verlangte die Gesellschaft für Informatik, in der Plagiatsdebatte das wissenschaftliche Ethos zu wahren.

Derweil wird im Online-Magazin Carta die These zur Diskussion gestellt, dass zu Guttenberg der erste Minister sei, den das Internet gestürzt hat. Ohne das GuttenPlag Wiki, in dem gemeinschaftlich online die vermutlich plagiierten Stellen in zu Guttenbergs Dissertation aufgelistet wurden, wäre der Druck auf den Minister nicht so groß gewesen, heißt es dort. Zudem seien im Netz zehntausende Unterschriften von Doktoranden unter einen offenen Brief gesammelt worden. Die Rolle des Internet hob auch der Journalist Hans Leyendecker in einem Radio-Interview hervor.

Der Betreiber des GuttenPlag Wiki selbst bedauert, dass zu Guttenberg in seiner Rücktrittserklärung "keine klaren Worte zur offensichtlichen Täuschungsabsicht und zur Urheberschaft" seiner Dissertation gefunden habe. Der Betreiber hat für Dienstag einen zweiten Zwischenbericht zur Doktorarbeit des Politikers angekündigt. Ob und in welcher Weise die kollaborative Arbeit nun weitergeht, ließ er offen. (anw)