Hannover Messe: Festo geht wieder in die Luft
Der deutsche Pneumatik- und Automatisierungshersteller bringt auf der Industriemesse eine Roboterlibelle in die Luft und Menschen mit Hilfe von Supraleitern in die Schwebe.
Für viele erfahrene Messegänger gehört ein Besuch am Stand des Esslinger Automatisierungstechnik-Herstellers Festo zum Pflichtprogramm, da die Firma in den vergangenen Jahren zuverlässig jeweils einen Hingucker der ganz besonderen Art bot – sei es einen per Inversionskinematik fliegender Würfel, eine künstliche Möwe, einen Greifarm nach Vorbild des Elefantenrüssels, fliegende Pinguine oder Roboterquallen. Dieses Mal hat die Firma einen Flugroboter nach dem Vorbild einer Libelle mit auf die Hannover Messe gebracht. Der sogenannte BionicOpter kann wie sein biologisches Vorbild in alle Richtungen fliegen, wozu sich die vier Flügel vom eingebauten Mikrocontroller jeweils einzeln ansteuern lassen. Der Pilot an der Fernsteuerung muss die Bewegungen der Flügel nicht im Detail vorgeben – es genügt, wenn er dem Flugobjekt per Fernsteuerung vorgibt, wohin sie fliegen soll. Die Roboterlibelle hat eine Spannweite von 63 Zentimetern, wiegt dabei aber nur 175 Gramm. Ihre Flügel bestehen aus einem Kohlefaserrahmen, der eine Folienbespannung trägt.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Der BionicOpter ist eine Entwicklung des sogenannten Bionic Learning Network, einem Forschungsverband, dem neben Festo noch andere Firmen, Hochschulen und Forschungsinstitute angehören und der das Ziel verfolgt, durch die Nachahmung von Vorbildern aus der Natur der Automatisierungstechnik neue Verfahren zu erschließen und gleichzeitig auch den technischen Nachwuchs zu begeistern. Neben der Roboterlibelle sind auf dem Festo-Stand auf der Hannover Messe (Halle 15, D07) noch zwei weitere neue Projekte aus dem Bionic Learning Network zu sehen: Bei WaveHandling handelt es sich um ein Transport- und Sortiersystem für kleine Gegenstände wie Bälle oder Obst. Es besteht aus zusammensteckbaren pneumatischen Faltenbälgen, die unter einer flexiblen gemeinsamen Oberfläche angebracht werden. Durch gezielte Druckverteilung erzeugen die Bälge auf er Oberfläche Wellenberge und -täler wie eine bewegte Wasseroberfläche, wodurch die darauf "schwimmenden" Objekte gezielt transportiert, getrennt oder zusammengeführt werden. Dabei soll beim Umstecken der Bälge keine komplizierte Umprogrammierung anfallen, da sich die einzelnen Module des Systems selbst konfigurieren. Ebenfalls teilautonom arbeitet der LearningGripper, ein Greifer mit vier Fingern, der durch maschinelle Lernverfahren selbst Lösungen für komplexe Aufgaben erarbeiten soll.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Geforscht wird bei Festo und Partnern allerdings nicht nur in Richtung Bionik. Man möchte zudem ausloten, inwieweit sich die Supraleitung für die schwebende und dadurch reibungsfreie Lagerung eignet. Zusammen mit der Firma evico wurden drei Demonstratoren zur supraleitenden Lagerung entwickelt, die auf der Messe zu sehen sind. Der spektakulärste heißt SupraLinearMotion und lässt eine in einem Sitz festgeschnallte Person knapp über einer Metallwippe schweben. Wird die Wippe ganz leicht gekippt, sorgt die Schwerkraft dafür, dass sich der Sitz samt Passagier reibungslos auf dem Luftspalt in Bewegung setzt. Möglich wird das durch die Eigenschaft supraleitender Materialien, bei extremer Abkühlung nicht nur ihren elektrischen Widerstand zu verlieren, sondern auch das Magnetfeld eines in der Nähe platzierten Permanentmagneten in einem genau festgelegten Abstand zu speichern, sodass sich der Supraleiter bei Verschiebungen immer wieder seine ursprüngliche Position anstrebt. Die Wippe auf dem Messestand wird durch flüssigen Stickstoff auf 63 bis 77 Kelvin heruntergekühlt (rund –200 Grad Celsius), um den Schwebezustand im wahrsten Sinne des Wortes einzufrieren.
Mehr Aktuelles von der Hannover Messe und zur Fabrik der Zukunft finden Sie in einem Special von Technology Review. (pek)