Hintergrund: Eine Green Card weckt Hoffnung

Obwohl erst seit Mitte Januar im Land, fühlt sich der Rumäne Eduard Schmitt hier wohl: Er kam nach dem Uni-Abschluss mit einer Green Card nach Deutschland.

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Von
  • Axel Büssem
  • dpa

Obwohl erst seit Mitte Januar in Deutschland, fühlt sich Eduard Schmitt hier wohl. Besonders das Betriebsklima bei seinem neuen Arbeitgeber hat es dem 23-jährigen Software-Ingenieur aus Rumänien angetan. Von den neun Mitarbeitern Firma Persist AG in Teltow (Kreis Teltow-Fläming) ist Schmitt einer von dreien, die nicht deutschstämmig sind. Gleichzeitig besitzt er wie derzeit nur noch 21 andere in Brandenburg eine Green Card – die befristete Arbeitserlaubnis für Computerexperten, wie sie vor gut einem halben Jahr eingeführt wurde.

Bei Persist entwickelt Schmitt Datenbank-Managementsysteme für das Internet und für die unternehmensinterne Kommunikation. Im Juli 2000 hörte er zum ersten Mal von den Plänen zur Einführung der Green Card. Nach seinem Abschluss an der Universität von Iasi im September arbeitete er zunächst bei einer rumänischen Software-Firma. Weil der monatliche Verdienst recht dürftig ausfiel, informierte er sich früh im Internet über freie Stellen.

"In Rumänien habe ich rund 300 Mark verdient. Das ist zwar doppelt soviel wie ein Fabrikarbeiter, aber im Ausland kann ich das Zehnfache verdienen", rechnet Schmitt vor. Rund die Hälfte seines Jahrganges an der Universität sei bereits ins Ausland gegangen oder habe dies vor. Dass der Experte in Deutschland landete, war Zufall. "Ich wollte vor allem in Europa bleiben." Seine österreichische Abstammung habe dabei keine Rolle gespielt.

"Mein Großvater hat aus Angst vor den Kommunisten meinem Vater nicht die deutsche Sprache beigebracht", erzählt er auf Englisch. Die Idee, als Aussiedler nach Österreich oder Deutschland zu kommen, sei ihm nie gekommen. Die Green Card ist zwar auf fünf Jahre befristet, "aber wer weiß, wie sich bis dahin die europäischen Integration entwickelt". Schmitt rechnet nicht damit, dass er nach Ablauf der Arbeitserlaubnis nach Rumänien zurückgeschickt wird.

Von der Bewerbung über das Vorstellungsgespräch bis zur Einstellung ging alles schnell. "Die Behörden in Potsdam haben mir sehr geholfen", lobt Schmitt. "Nach nur zwei Wochen hielt ich meine Green Card in der Hand." Seine Frau Daniela ist inzwischen nachgekommen und hat ebenfalls eine Arbeitserlaubnis.

Für die Leiterin des Bereichs Marketing und Vertrieb in dem Teltower Unternehmen, Petra Gerboth, ist es selbstverständlich, eine internationale Belegschaft zu haben: "Die Software-Industrie ist eine weltweite Branche, die Geschäftssprache ist Englisch, und die Experten kommen aus vielen verschiedenen Ländern."

Schmitt hat von der hitzigen Debatte um die Einführung der Green Card in Deutschland wenig mitbekommen: "Politik interessiert mich nicht. Auch in Rumänien gibt es Politiker, die fordern, dass die IT-Spezialisten im Land bleiben sollen. Aber in anderen Ländern gibt es nun einmal mal auch Bedarf, und es wird besser gezahlt." Zunächst einmal will sich Schmitt einen Wunsch erfüllen: "Von meinem ersten Gehalt werde ich mir ein schönes Fahrrad kaufen." Damit will er dann gemeinsam mit seiner Frau Ausflüge rund um seinen Wohnort Stahnsdorf (Kreis Potsdam-Mittelmark) machen, wo die beiden in einer Einzimmerwohnung leben. Ein Computer steht auf seiner Wunschliste erst an zweiter Stelle. (Axel Büssem, dpa) / (jk)