ILA 2012: Gedränge auf der Drohnen-Plaza

Die Berliner Luftfahrtshow ILA hat erstmals eine Plaza für große Unmanned Aircraft Systems (UAS) eingerichtet. Am ersten Tag drehte sich alles um eine neue Variante der Bundeswehr-Langstreckendrohne Euro Hawk. Sie sollen SIGINT-Aufgaben übernehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 66 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die Berliner Luftfahrtshow ILA hat erstmals eine Plaza für große Unmanned Aircraft Systems (UAS) eingerichtet. Dort präsentieren sich in trauter Eintracht 1:1 Modelle des Eurohawks von Northrop Grumman, der Talarion von EADS/Cassidian,die israelischen Heron-Drohnen und der Predator von General Atomics. Erstmals zu sehen: der TU-150 von Rheinmetall Airborne/Cassidian und Swiss UAV, eine "bi-hybride" Drohne mit 25 Kilo Nutzlast, die dank der Rotoren an den Flügeln ein Senkrechtstarter ist.

Die neue UAS-Plaza der ILA ist eine Reaktion auf das ständig steigende Interesse des Militärs an dem Bau großer Drohnen. Nach Schätzung der Teal Group wird der Markt für militärische UAS in den nächsten Jahren von derzeit 6,6 Milliarden US-Dollar auf 11,4 Milliarden anwachsen. Ganz vorne mit dabei: die NATO, die nach den Erfahrungen bei der Überwachung des Luftraumes über Libyen mit Northrop Grumman einen 1,7 Milliarden schweren Vertrag über die Lieferung von fünf Global Hawks für ihr "Alliance Ground Surveillance System" (AGS) geschlossen hat. Im Vollausbau sollen sieben Global Hawks und fünf modifizierte Airbus A321s den Luftraum über Europa überwachen, nicht eingerechnet die sieben bis zehn Langzeitflieger, die England und Frankreich betreiben wollen. Sie sollen zwar Bilder und SIGINT an das von 28 Ländern betriebene AGS liefern, aber eigenständig bleiben.

Die Langstreckendrohne Euro Hawk

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

In Berlin drehte sich am ersten Tag bei den Drohnen alles um eine weitere Variante der Langstreckendrohne namens Euro Hawk der Firma Eurohawk, einem Joint Venture von Northrop Grumman und Cassidian. Der im letzten Jahr im bayerischen Manching gelandete Flieger ist inzwischen mit dem ELINT/COMINT-Aufklärungssystem ISIS-A ausgestattet worden, das Cassidian zu dem Projekt beisteuert, und nähert sich der "Airworthyness". Dann wird die Drohne nach ausgiebigen Dauertests an den Heimatstandort Jagel verlegt und an die Bundeswehr übergeben. Sie soll dann die SIGINT-Aufgaben der letzten 2010 ausgemusterten Breguet Atlantique übernehmen.

Infrastruktur für die Euro Hawk

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

Die Piloten der in 14.000 Metern Höhe 30 Stunden lang kreisenden Drohne sitzen dabei im niedersächsischen Nienburg und verfügen mit Nordholz, Büchel, Erfurt, Nörvenich und Laage über zusätzliche Landeplätze, auf dass die Drohne an jedem Punkt ihrer Nord-Süd-Flugroute bei Ausfall aller Systeme außer der Funkverbindung sicher im Gleitflug landen kann. Der Auf- und Abstieg auf die Einsatzflughöhe erfolgt in einem Korridor über der Nordsee, der für andere Flugzeuge gesperrt ist. "Mit der Euro Hawk wird erstmals ein UAS im Interesse der öffentlichen Sicherheit in den geregelten Luftraum integriert," freute sich Programmdirektor James Kohn von Eurohawk. Bei Eurohawk erwartet man, dass im Frühjahr 2013 ein Vertrag über die Lieferung von 4 weiteren Hawks geschlossen wird, die zügig im 3. und 4. Quartal des Jahres geliefert und mit der nötigen SIGINT-Technik bestückt werden könnten.

Mit der Aufnahme von Drohnen in das Luftverkehrsgesetz und der allgemeinen Flugfreigabe von Geräten bis 5 Kilogramm Gewicht durch das Land Bayern, die dann auf Deutschland erweitert wurde, wird nunmehr über die Klasse bis 25 kg verhandelt, mit der sich interessante Möglichkeiten für Geo-Vermessung und Überwachungssysteme ergeben. Auch die Klasse bis 100 kg ist bereits im Gespräch, die in der Agrarwirtschaft interessante Einsatzmöglichkeiten hat. Dementsprechend starten morgen nach Abflauen des Eröffnungsrummels in eigens aufgebauten Zelthallen eine Reihe von Konferenzen zum Thema UAS, die das Potenzial dieser Technik erörtern.

Die ILA 2012 ist ab Donnerstag für das Publikum geöffnet. Sie findet auf dem neuen, 250.000 Quadratmeter großen Veranstaltungsgelände "Berlin ExpoCenter Airport" in der Nähe des ungeöffneten Flughafens Berlin-Brandenburg statt. Da die S-Bahn-Anbindung fehlt und es keine Messe-Anfahrtsregel bei den Ampeln gibt, sollte man für den Bustransfer zur Ausstellung rund 40 Minuten einplanen. (jk)