IPv4-Adresse, vier Dollar – wer bietet mehr?
Erste offene Handelsplattform für IP-Adressen geht online
Seit Jahren diskutieren Experten bei den IP-Adressvergabestellen hinter vorgehaltener Hand über einen möglichen Handel mit Ipv4-Adressen. Jetzt ist die erste offene Handelsplattform für IP-Adressen am Start. Mit tradeIPv4 will der Informatiker Martin von Löwis Berlin zum “Börsenplatz” für Ipv4-Adressen machen. Die Seite biete einen “freien Markt”, auf dem Verkäufer und Käufer zusammenfinden sollen. “Adressinhaber können Angebote zum Verkauf oder zum Leasing von Adressraum platzieren und Service Provider können Gebote dafür abgeben.” So beschreibt von Löwis, der Dozent am Hasso-Plattner Institut ist, das Angebot auf der Seite.
Mit der Vergabe der letzten IPv4-Adressen durch die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) im Januar sind die “alten” Adressen endgültig zur knappen Resource geworden. Am 15. April meldete überdies der erste Adressverwalter (RIR), das für Asien zuständige APNIC, dass man regulär keine IPv4-Adressen mehr zu vergeben habe. Die “Reste” will APNIC für Newcomer reservieren, die für ihren Start nicht allein auf das Nachfolge-Protokoll IPv6 angewiesen sein sollen. Der Start von IPv6, mit dem es nahezu unbeschränkt viele neue IP-Adressen gibt, ist nach wie vor zäh, trotz erheblicher Werbemaßnahmen der RIRs.
Die Adressverwalter sehen inzwischen selbst den Transfers von Adressen in ihren Vergaberegeln vor. Allerdings knüpfen sie solche Transfers an eine Reihe von Bedingungen, vor allem muss der Transfers angezeigt werden, damit die RIRs den neuen Inhaber korrekt in ihrer Datenbank verzeichnen können und der neue Inhaber muss in aller Regeln auch Vertragspartner des jeweiligen RIR sein. Transfers zwischen Regionen sind in den Regeln der RIRs vorerst nicht vorgesehen. TradeIPv4 verweist aber auf “mögliche Änderungen” dieser Regel und Grauzonen bei Transfers so genannter “Legacy Adressen”, das sind Adressen, die vor dem Entstehen der RIRs direkt von der IANA vergeben wurden. Vor allem in den USA gibt es davon beträchtliche Reserven, auf die mögliche Adresshändler wohl ihr besonderes Augenmerk richten.
Wie attraktiv Plattformen wie TradeIPv4 sein werden, muss man wohl abwarten. Erste Gebote sind auf der Seite bereits eingestellt, allerdings bleibt auch für registrierte Nutzer erst einmal unklar, von wem die Gebote stammen. Das Höchstangebot für Adressen aus der APNIC-Region beläuft sich auf 4 Dollar, das höchste für ARIN auf drei Dollar. Microsoft zahlte jüngst über 11 Dollar pro Adresse für einen Block von 666.624 IPv4-Adressen, die man aus der Konkursmasse des pleite gegangenen kanadischen Netzwerkausrüsters Nortel heraus gekauft hatte.
Solche Transaktionen würden beträchtliche Summen in die Kasse von Maklern wie Ipv4Trade schwemmen – immerhin 1 Prozent der Verkaufssumme beansprucht TradeIPv4 für erfolgreiche Abschlüsse. Und übrigens verbietet man sich jegliche Nachahmung der Seite – ob man damit andere Händler abschrecken kann, darf allerdings bezweifelt werden. (as)