IT-Branche: Nach der Wirtschaftskrise ist vor dem nächsten Boom?

Die Angst vor dem Jahr 2009 in der IT-Branche war groß – doch am Ende schlug die Wirtschaftskrise bei den Computer- und Telekommunikationsunternehmen viel schwächer durch als befürchtet. Allerdings haben sich die Gewichte in der IT-Branche verschoben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • dpa

Die Angst vor dem Jahr 2009 in der IT-Branche war groß – doch am Ende schlug die Wirtschaftskrise bei den Computer- und Telekommunikationsunternehmen viel schwächer durch als befürchtet. Das beste Beispiel sind die Handy-Hersteller: Anfang des Jahres wurde noch viel Wind darum gemacht, dass der Absatz der Mobiltelefone erstmals überhaupt sinken werde, und zwar gleich um mehr als 5 Prozent. Inzwischen gehen die Marktforscher von Gartner aber davon aus, dass 2009 genauso viele Handys verkauft werden wie im Jahr davor – und rechnen für 2010 wieder mit einem kräftigen Plus von 10 Prozent.

Dies liegt unter anderem daran, dass sich die Gewichte in der IT-Branche verschoben haben. Bei den Handys verkauften sich – auch dank des Interesses der Verbraucher – die teureren Smartphones viel besser als gedacht. Auf 14 Prozent schätzt Gartner ihren Anteil an neu verkauften Geräten in diesem Jahr, 2013 sollen es schon 38 Prozent sein. Das dürfte die Branche umkrempeln, zumal das Handy immer mehr zu einer Software-Plattform wird. Der heutige Marktführer Nokia ist zwar immer noch auch die Nummer eins bei Smartphones – die Initiative liegt jedoch ganz klar bei den Herausforderern, vor allem Apple mit seinem iPhone sowie der Industrie-Allianz um das Google-Betriebssystem Android. Analysten kritisieren die Nokia-Produktpalette als eher schwach, zum Jahresende stufte die Rating-Agentur Fitch sogar Nokias Kreditwürdigkeit herab.

Auch das Geschäft der Computer-Hersteller lief 2009 anders als früher. Die Unternehmen – sonst die besten Kunden – hielten sich in der Wirtschaftskrise mit der Erneuerung ihrer PC-Parks zurück. Dafür kamen die Verbraucher, angelockt vor allem von den nur einige hundert Euro teuren Mini-Notebooks. Die Folgen für die Branche sind immens. Der Druck auf die Gewinne nahm zu, weil sich mit den billigen Teilen viel schwerer Geld verdienen lässt. Die Zahlen sprechen für sich: Während der Computer-Absatz in Stückzahlen 2009 nach verschiedenen Schätzungen um 1 bis 4 Prozent steigen soll, fallen die Umsätze voraussichtlich um etwa 10 Prozent.

Aufsteiger des Jahres im Computermarkt war der taiwanische Acer-Konzern, der den Trend zu Mini-Notebooks mit ausgelöst hat. Der einst weltgrößte PC-Hersteller Dell mit seinem Fokus auf Unternehmenskunden rutschte dagegen ab. Im kommenden Jahr will der US-Konzern aber von der anstehenden Erneuerungsrunde bei vielen Unternehmen profitieren, auch dank der Einführung des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows.

Insgesamt war das Jahr 2009 nur ein Vorgeschmack auf den Wandel, der uns 2010 erwartet. Apple scheint auf Kurs zu sein, seinen seit Langem erwarteten Tablet-Computer auf den Markt zu bringen. Die Lesegeräte für elektronische Bücher dürften auch weiter auf dem Vormarsch sein. Von diesen beiden Geräteklassen erhofft sich auch die kriselnde Print-Branche neue Impulse. Der Internet-Konzern Google kündigte für 2010 erste Geräte mit seinem eigenen Computer-Betriebssystem Chrome OS an, das konsequent auf das Netz setzt. Und die Mobilfunk-Anbieter wollen erste Netze der nächsten Übertragungsgeneration LTE in der Praxis erproben. Spätestens mit LTE soll die mobile Internet-Nutzung endgültig zum Alltag werden – aufhalten können das höchstens noch zu hohe Tarife der Netzbetreiber. (jk)