Intel schickt Core i7-3700 und Core i5-3000 ins Rennen
Mit leichter Verspätung starten Quad-Core-Ausführungen der weltweit ersten Prozessoren mit 22-Nanometer-Strukturen: Ivy Bridge heißen die Nachfolger von Intels erfolgreichen Sandy-Bridge-Chips alias Core i-2000.
Vor zweieinhalb Jahren schaffte Intel mit der ersten Core-i-Generation die Chipsatz-Northbridge ab: Speicher-Controller und PCI-Express-Anbindung sitzen seither auch bei Intel auf demselben Silizium-Die wie die CPU-Kerne. In der zweiten Core-i-Generation Sandy Bridge kam dann noch eine GPU hinzu. Nun startet – etwas später als erhofft – die dritte Generation Ivy Bridge, zunächst allerdings ausschließlich in Quad-Core-Ausführungen für Notebooks sowie für Desktop-PCs mit LGA1155-Mainboards.
Die verschiedenen Varianten des Core i7-3700 und Core i5-3000 laufen nach einem BIOS-Update auch auf vielen bisherigen Mainboards mit den Chipsätzen der Serie 6, deren billigste Variante H61 Intel weiterhin verkauft. Meistens dürften die Ivy-Bridge-Chips aber auf Serie-7-Boards sitzen, von denen man Versionen mit Z77, Z75, H77 und B75 schon kaufen kann. Welche mit Q77 – also mit Fernwartung für Bürocomputer – kommen später, vermutlich zusammen mit den Dual-Core-(i3-)Ausführungen von Ivy Bridge. Für Notebooks sind HM77, HM76 und HM75 vorgesehen und für Ultrabooks der UM77. Auf letztere muss man aber noch warten, weil ja zunächst die Quad-Cores starten. Manche Desktop-Mainboards unterstützen die ursprünglich für Ultrabooks entwickelten Funktionen Smart Connect und Rapid Start, mehr Systeme als zuvor auch das SSD-Caching alias Smart Response.
Im Vergleich zu Sandy Bridge bringt Ivy Bridge bloß kleinere Veränderungen an der CPU-Mikroarchitektur, es handelt sich im Intel-Jargon um einen "Tick", während der "Tock" Sandy Bridge erstmals AVX brachte. Der nächste Tock ist für 2013 mit Haswell versprochen (22 nm/AVX2). Mit Ivy Bridge kommen aber PCI Express 3.0 und erhebliche Verbesserungen des jetzt DirectX-11-kompatiblen Grafikkerns HD 4000 mit 16 Execution Units (EUs), also vier mehr als bei seinem Vorgänger HD 3000 (DirectX 10.1). Wie Intel selbst einräumt, sind die schwächeren GPU-Versionen HD 2500 und HD 2000 mit je 6 EUs einander recht ähnlich. Ebenfalls nur beim HD 4000 soll der HD-Video-Transcoder Quick Sync Video deutlich leistungsfähiger sein. Der von Windows 8 geforderte Video-Transcoder konkurriert nun aber auch mit den Lösungen von AMD (Video Codec Engine/VCE) und Nvidia (NVENC).
Das Nummernschema der dritten Core-i-Generation hat Intel leicht verändert, allerdings haben die Desktop-Ausführungen namens Core i7-3000 weiterhin Hyper-Threading und je 8 MByte L3-Cache, während die i5-3000-Typen ohne Hyper-Threading und mit je 6 MByte L3-Cache auskommen müssen. Bei den Mobil-CPUs wird es wohl weiterhin Core-i7-Versionen mit bloß zwei "echten" Kernen geben.
Die Zahl der Transistoren ist bei den größten Chip-Versionen deutlich gewachsen, nämlich von etwa 1,16 auf rund 1,4 Milliarden, wobei die meisten zusätzlichen Schaltelemente auf die dickere GPU entfallen. Ein Ivy-Bridge-Die ist aber um etwa 26 Prozent kleiner als eines aus der 32-nm-Generation Sandy Bridge, sofern man jeweils Quad-Cores mit GPU vergleicht. Intel nennt eine Ivy-Bridge-Siliziumfläche von 160 Quadratmillimetern, während die Chip-Zerleger von UBM Techinsights 170 mm2 gemessen haben. Intel will aber insgesamt vier Chip-Versionen fertigen, jeweils Dual- und Quad-Cores mit HD 4000 und HD 2500. Die kleinsten dürften deutlich billiger zu fertigen sein als die kommenden Trinity-Chips von AMD.
Wegen der geringen Änderungen an der Mikroarchitektur rechnet das neue LGA1155-Spitzenmodell Core i7-3770K je nach Benchmark lediglich um 3 bis 7 Prozent schneller als sein Vorgänger Core i7-2700K mit gleicher Taktfrequenz. Im Benchmark SPEC CPU2006 kann sich der Neuling mit hoch optimiertem Code aber etwas weiter absetzen. Zudem ist er etwas billiger und vor allem unter Volllast deutlich sparsamer als der Core i7-2700K. Das spiegelt sich auch in der von 95 auf 77 Watt (TDP) gesenkten Spezifikation für die Quad-Cores.
Die höhere Effizienz spielt in Desktop-PCs, bei denen CPU-Volllast eher selten und kurzzeitig ansteht, nur eine geringe Rolle. Bei den Quad-Cores, die wohl meistens gemeinsam mit einer Grafikkarte im PC stecken, sind auch die sehr deutlichen Verbesserungen der HD-4000-GPU nebensächlich. Deutlich größere Vorteile bringt Ivy Bridge für Notebooks. Für den mobilen Einsatz verkauft Intel auch 3000er-CPUs, die bei gleicher nomineller Leistungsaufnahme (TDP) deutlich höher takten als ihre 2000er-Vorgänger, vor allem im Turbo-Modus.
Weshalb Intel für Desktop-Rechner zumindest anfangs keine höher getakteten Versionen des Core i7-3700 verkauft, nötigenfalls eben auch mit 95 Watt TDP, ist unklar. Einerseits gibt es allerdings in dieser Leistungsklasse keine Konkurrenz von AMD mehr, andererseits verkauft Intel auch noch die teureren Sandy-Bridge-E-Prozessoren mit sechs Kernen für die LGA2011-Plattform.
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