Intel und AMD legen Streitigkeiten bei [Update]

Intel zahlt dem kleineren Konkurrenten 1,25 Milliarden US-Dollar zur Beilegung von Wettbewerbsklagen und eines Patentrechtstreits.

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Die beiden Chip-Hersteller Intel und AMD schließen nach jahrelangen erbitterten Konflikten Frieden. Die Unternehmen hätten sich geeinigt, alle Streitigkeiten beizulegen, darunter Wettbewerbsklagen und einen Patentrechtsstreit, teilte AMD am 12. November mit. Intel zahle dem Konkurrenten im Rahmen der Einigung 1,25 Milliarden Dollar (rund 840 Millionen Euro).

AMD warf Intel unter anderem vor, Computerhersteller und Händler auf unfaire Weise an sich gebunden zu haben. Die Vorwürfe hatten zu internationalen Untersuchungen geführt. Intel hatte AMD im Zusammenhang mit der Auslagerung der Chip-Produktion Verstöße gegen Patentlizenzen vorgeworfen.

Update: AMD fertigt x86-Prozessoren mit einer Lizenz zur Nutzung der Intel-Patente; seit 1976 besteht ein zuletzt 2001 verlängertes Patentaustauschabkommen zwischen den beiden Firmen, das spätestens Ende 2010 erneut hätte verlängert werden müssen. AMD hatte Intel Nutzungsrechte an der eigenen AMD64-Technik eingeräumt und dafür vermutlich eine Senkung der vierteljährlich fälligen Lizenzgebühren in geheimgehaltener Höhe oder auch Zugriff auf weitere, von Intel patentiere Techniken erhalten. Eine für AMD wichtige Technik sind künftige Befehlssatzerweiterungen wie AVX.

Im Rahmen der Übereinkunft haben die beiden weiterhin konkurrierenden Firmen auch Prozeduren festgelegt, wie in der Zukunft auftretende Konflikte gelöst werden sollen, ohne sie an die Öffentlichkeit zu tragen. Beide Firmen hatten zuvor sogar Webseiten gepflegt, die ihre jeweiligen Standpunkte im Streit um die Vorwürfe wegen des Monopolmissbrauchs darstellten. Intel hat nun auch eingewilligt, sich in Zukunft an fairere Regelungen zu halten, also AMD nicht mehr zu behindern.

Besonders wichtig für AMD – außer dem Recht, weiter x86-Prozessoren herstellen zu dürfen – ist, die Fertigung der eigenen Produkte auch auslagern zu dürfen; das bisher gültige, nur in Teilen öffentlich bekannte Patentaustauschabkommen enthielt eine Klausel, die den Anteil der nicht von AMD selbst gefertigten Prozessoren mit x86-Technik beschränkte (auf ein nicht veröffentlichtes Maß). Nun darf AMD die Fertigung von x86- oder auch Kombiprozessoren aus CPUs und GPUs, also Systems-on-Chip (SoCs), auch komplett an Dritte vergeben – Globalfoundries muss also nicht mehr zu einem gewissen Teil zur "AMD Product Company" gehören.

Intel hat den Ausblick auf das Ergebnis des laufenden, vierten Geschäftsquartals korrigiert, nämlich um eine zusätzliche Ausgabe in Höhe von 1,25 Milliarden US-Dollar, die offenbar sofort an AMD bezahlt werden. Die Summe wirkt vergleichsweise niedrig angesichts des Strafmaßes der EU und früherer Einschätzungen von AMD, wonach Intel seit 1996 rund 60 Milliarden US-Dollar an "Monopolgewinnen" eingefahren habe. Allerdings ist es möglich, dass AMD auch eine Senkung der laufenden Lizenzzahlungen an Intel ausgehandelt hat.

Nach Bekanntgabe der Einigung mit Intel schoss der Kurs der AMD-Aktie um über 20 Prozent in die Höhe. Nur spekulieren kann man darüber, ob der Rücktritt von Hector Ruiz als Chairman of the Board von Globalfoundries außer mit einer Insider-Handelsaffäre auch mit der bevorstehenden Einigung mit Intel zu tun hatte. Ruiz hatte sich wiederholt extrem kritisch und mit scharfen Worten über Intels Geschäftsgebaren geäußert.

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(anw)