Internetangebote machen der Kinowirtschaft zu schaffen

Neue Kinofilme einfach im Internet herunterzuladen ist für viele attraktiver als ins Kino zu gehen. Die Branche hält dagegen mit hochmoderner Technik und frischem Ambiente.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Maren Martell
  • Christof Kerkmann
  • dpa

So mancher Kinosessel bleibt leer, weil die Filmfans lieber zu Hause auf der Couch bleiben und dort ihre legal oder illegal beschafften Filme schauen. Mit Investitionen in neueste Technik und Ambiente versucht die Branche schon länger, dagegenzusteuern. Auch mit Live-Übertragungen von Opernaufführungen, Konzerten und speziellen Events wie Lady-Nights oder Familientagen soll neues Publikum in die Lichtspielhäuser gelockt werden.

Doch den deutschen Kinos ging es schon mal schlechter. Das traf auch den deutschen Betreiber Cinemaxx, den die britische Vue Entertainment nun übernimmt. Nach einer Verluststrecke und Sanierungsphase kämpfte sich Cinemaxx aber 2009 unter Führung von Vorstandschef Christian Gisy wieder in die Gewinnzone zurück. Der Jahresüberschuss 2011 lag bei knapp 20 Millionen Euro.

2012 verzeichnet die Branche Zuwächse. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erwirtschafteten sie dem Verband der Filmverleiher zufolge gut 445 Millionen Euro Umsatz, 3,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und das trotz der Einbrüche durch die EM-Wochen im Juni. Und auch die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf stimmen optimistisch, nicht zuletzt wegen vieler Blockbusterfilme, die die Kassen klingeln lassen könnten.

Bereits im vergangenen Jahr konnte der Kinomarkt bei Besucherzahlen und Umsatz zulegen. Fast 130 Millionen Besucher wurden vor die Leinwände gelockt, gut 2,3 Prozent mehr als in 2010. Der Umsatz wuchs zum dritten Mal in Folge und erreichte gut 960 Millionen Euro, unter anderem auch wegen höherer Ticketpreise. Sorge bereitet der Branche aber die anhaltend sinkende Zahl der Spielstätten. 2011 gab es nur noch 1671 Kinos, 43 weniger als im Vorjahr. Besonders Städte mit weniger als 50 000 Einwohner verloren ihre Leinwände, geht aus den Daten der Filmförderungsanstalt (FFA) hervor.

Von dem Kinosterben waren nach Einschätzung des Hauptverbands Deutscher Filmtheater häufig ältere Spielstätten mit schlechter Ausstattung betroffen. Nach der Digitalisierung rechnet die Branchenvertretung damit, dass noch weiter investiert werden muss. Insgesamt sei von gut 200 Millionen Euro Investitionsbedarf auszugehen. "Die Kinos müssen teils noch viel Geld für neue Stühle, Bodenbeläge, Leinwand und Klimatisierung ausgeben", erklärt Verbandschef Thomas Negele. Allein die Ausstattung mit digitaler Technik werde insgesamt bis zu 380 Millionen Euro kosten. Die Umrüstung sei aber schon weit vorangeschritten.

Sorge bereitet Negele die Konkurrenz Internet mit ihren legalen und illegalen Angeboten. Laut einer Studie des IT-Branchenverbands Bitkom schauen sich immerhin 16 Prozent der Internetnutzer Videos von Gratis-Angeboten wie You-Tube und den Mediatheken der TV-Sender an. In Online-Videotheken wie Maxdome, Videoload und Lovefilm leihen sich immerhin 4 Prozent Filme aus, 4 Prozent kaufen auch welche.

Und die Online-Nutzung dürfte weiter steigen: Dank schneller Internetzugänge sind die Datenmengen kein großes Problem mehr, zudem verankern immer mehr Hersteller von Fernsehern und Set-Top-Boxen den Zugang zu Online-Videotheken und Portalen auf netzfähigen Geräten. Für viele aktuelle Kinofilme müssen Nutzer noch nicht einmal Geld ausgeben: Auf illegalen Portalen finden sich die Produktionen teils sogar vor dem offiziellen Start. Auch Fahndungserfolge – etwa gegen die Drahtzieher des Portals kino.to – ändern daran nur wenig.

Verbandschef Negele ist sich jedoch sicher, dass das Kino als soziokultureller Treffpunkt weiter eine Zukunft hat. "Das Internet ist toll, aber es macht auch einsam." Im groĂźen Kinosaal mit hochmoderner Sound- und Bildtechnik sei ein Film ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. "Und auch 3D-Filme kommen zu Hause auf dem Fernsehenbildschirm nicht so gut rĂĽber wie im Kino." (anw)