Internetpionier Zorn warnt vor neuen Monopolen im Netz
Werner Zorn war am Empfang der ersten E-Mail in Deutschland beteiligt und baute das Internet mit auf. Nun sei die Phase des demokratischen, offenen Netzes vorbei, warnt das neue Mitglied der "Internet Hall of Fame".
Der deutsche Internetpionier Werner Zorn sieht die Aktivitäten der großen Internet-Konzerne im Netz mit Sorge. "Das ist schon eine Gefahr, dass sich jetzt wieder Monopole bilden, und die das auf eine ganz andere Weise wirtschaftlich ausnutzen als vorher", sagte Zorn der dpa. Das sei wirtschaftlich begründet. "Im Internet setzt sich ja immer das Beste durch. Das Zweitbeste hat schon Mühe." Als Beispiel nannte Zorn den Suchmaschinen-Markt, auf dem Google in Deutschland Marktanteile über 90 Prozent erreicht. Andere Anbieter hätten dann vor allem in ganz speziellen Nischen noch eine Chance.
Zorn war als Informatiker 1984 an der Universität von Karlsruhe mit am Empfang der ersten E-Mail-Nachricht in Deutschland beteiligt. Seine damalige E-Mail-Adresse lautete zorn@germany, Domain-Endungen wie .de gab es noch nicht. Zorn half in den 80er-Jahren dabei, die Netz-Infrastruktur hierzulande aufzubauen. "Das mitzuerleben, wie das entsteht, ist an sich viel spannender, als heute vor fertige Lösungen und Produkte gestellt zu werden", sagte er.
Er und seine Mitstreiter hätten nicht ans Geschäft gedacht, sondern sich als Entdecker und Missionare gesehen. Damals hätten Einzelne viel bewegen und festgefahrene Strukturen aufbrechen können, meint Zorn. Inzwischen sei das anders: "Wir sind wieder aus der Phase der Demokratisierung raus", sagte er. "Jetzt sind wir da, wo die Billionäre entstehen."
Zorn wurde am Wochenende fĂĽr seinen Beitrag zum Aufbau des Internets geehrt und wie im Juni angekĂĽndigt in die "Internet Hall of Fame" aufgenommen. ()