Isracoin: Ein Coin fĂĽr das gelobte Land
Eine neue länderbezogene Kryptowährung geht an den Start, diesmal für Israel. Die bisherigen Versuche, allen voran der isländische Auroracoin, waren bislang wenig erfolgreich.
Es gibt den Auroracoin, den Spaincoin und sogar einen Germanycoin: Alternative Kryptowährungen mit Länderbezug sind nicht unbedingt erfolgreich, in der Kryptocoin-Szene aber trotzdem noch ein Thema. In der Nacht auf Dienstag begann der politisch ambitionierte Isracoin seinen "Airdrop", einen abgestuften digitalen Luftabwurf.
Initiator Dan Goldman, ein gebürtiger Israeli, der in den USA lebt, will mit dem Isracoin die verkrusteten Strukturen der israelischen Wirtschaft auflockern: "Das Bankensystem ist sehr ungerecht. Es gibt hohe Transaktionsgebühren und eine enge Verquickung mit politischen Parteien. Dazu kommt, dass der Reichtum sehr ungleich verteilt ist. Einigen reichen Familien gehören große Teile der israelischen Wirtschaft."
Das öffentliche Mining für die neue Digital-Währung begann am 26. März. 10 Prozent der insgesamt knapp 5 Milliarden Coins wurden bereits von Goldman und seinem Team erzeugt und sollen per Airdrop verteilt werden. Technisch greift der Isracoin auf den vom Litecoin bekannten Scrypt-Algorithmus zurück.
Auroracoins Absturz
Der isländische Auroracoin ist der bekannteste Vertreter einer ganzen Reihe an Länderwährungen. Ende März konnten isländische Staatsbürger im Rahmen des Airdrops eine bestimmte Menge an Coins anfordern, wenn sie sich anhand einer offiziellen Personenkennziffer verifizierten. Laut Website sollen bislang rund 10 Prozent verteilt worden sein.
Schon kurz nach der Ankündigung des Konzepts Anfang März war die Marktkapitalisierung raketenartig auf über eine Milliarde US-Dollar gestiegen – und kurz darauf zusammengebrochen. War der Auroracoin noch weltweit in den Medien präsent, fanden die Nachahmer sehr viel weniger Beachtung. Es gibt einen Spaincoin, einen Scotcoin und sogar einen Germanycoin, dessen Airdrop Ende März kaum einer bemerkte.
Abgewandeltes Airdrop-Konzept
Damit der Isracoin nicht das gleiche Schicksal erleidet, hat Goldman das Airdrop-Konzept leicht abgewandelt. Insgesamt soll es vier Stufen geben. In Stufe 1, die gerade gestartet ist, bekommen 50.000 israelische Unternehmen 500 Isracoins geschenkt. Sie müssen dafür nachweisen, dass sie in Israel angemeldet sind und auf ihrer Webseite Isracoins akzeptieren und auch einsetzen. Einen Monat später beginnt Phase 2. Ab dem 6. Juni werden jeweils 100 Isracoins an maximal knapp 3 Millionen israelische Staatsbürger verteilt. Wie das organisiert werden soll, weiß Goldman noch nicht genau oder will es nicht verraten. Spätere Phasen sollen Isracoin-Kredite für Unternehmen und einen Investmentfonds bringen.
Zur Zeit wird ein Isracoin mit rund 0,035 US-Dollar gehandelt. Allerdings hat die Währung schon einen massiven Kursverlust erlebt. Zwei Wochen nach Beginn des Minings war ein Isracoin noch 24 Cent wert. Goldman glaubt dennoch an den Coin: "Indem wir Anreize für Unternehmen schaffen, Isracoin zu akzeptieren, stellen wir sicher, dass die Bürger mit der Währung tatsächlich auch etwas anfangen können." Wie viele Firmen sich bis zum Start von Phase 1 schon bei ihm gemeldet haben, gab er bislang nicht bekannt. (axk)