JavaScript-Framework: Fork stürzt Node.js in die Krise
Etliche renommierte Node.js-Entwickler ziehen die Reißleine und starten mit io.js einen Fork. Sie sind nicht zufrieden mit Joyents Bemühungen für eine offene Entwicklung des JavaScript-Frameworks
- Alexander Neumann
Die Bemühungen Joyents, einen Fork des JavaScript-Frameworks zur Entwicklung serverseitiger Programme zu verhindern, sind gescheitert. Denn mehrere einflussreiche Node.js-Entwickler haben unter dem Namen io.js einen ebensolchen auf GitHub angelegt. Das Projekt wird als "evented IO [system] for V8 JavaScript" beschrieben, was den Fork nur untermauert, da Node.js ebenfalls auf Googles JavaScript-Engine V8 basiert. Geplant ist offenbar, dass sich die Weiterentwicklung von io.js kompatibel mit dem Node Package Manager (npm) verhalten soll. Ein erstes Release ist bereits für Januar 2015 vorgesehen.
Für ein offenes Modell
Der Fork soll nach einem Open Governance Model betrieben werden. Das richtet sich direkt gegen Joyents zuweilen autoritären Stil, mit dem der Verwalter der Node.js-Entwicklung in der Community immer wieder aneckte. Die Gefahr zweier sich nun bildender Communitys ist nun groß, denn die als Mitglieder des technischen Komitees von io.js genannten Entwickler Ben Noordhuis, Bert Belder, Fedor Indutny, Isaac Z. Schlueter, Nathan Rajlich, TJ Fontaine und Trevor Norris haben sich mit etlichen wichtigen Arbeiten in der Node.js-Community hervorgetan. Statistiken weisen auf, dass fünf von ihnen unter den Top-7-Entwicklern mit den meisten Commits gelistet werden.
Durch den Fork wird aber zusätzlich offenbar, dass Joyents Schaffung eines Advisory Board für die Node.js-Entwicklung im Oktober das Ziel verfehlt hat, einen Fork zu verhindern. Da einige der Entwickler aus dem technischen Komitee von io.js auch dafür vorgesehen waren, ist davon auszugehen, dass entweder die Chemie zwischen den unterschiedlichen Parteien nicht gestimmt hat oder aber Joyents Bemühungen den io.js-Entwicklern nicht schnell beziehungsweise weit genug gegangen waren.
Der Bildung des Advisory Board ging voraus, dass Anfang Oktober Stimmen laut geworden waren, die mit den Verwaltungsstrukturen des Projekts nicht länger einverstanden waren und daher im Anschluss im Zuge der Initiative "Node Forward" einen Fork anlegten, der dann aber erst mal zurückgezogen wurde. Teile davon sollen nun in io.js aufgehen.
Es geht trotzdem weiter
Dessen ungeachtet geht es nun auch mit der Node.js-Entwicklung weiter. Die verbliebenen Entwickler haben diese Woche angekündigt, dass nur noch ein Patch angegangen werden müsse, bis der Release Candidate für das nächste größere Release Node.js 0.12 erscheinen könne. Ist dieser fertig, könnte die finale Version zwei Wochen später folgen.
Ob ein Zusammenhang zwischen der Ankündigung von io.js, dem Weggang von Kernentwicklern und dem neuen Blogeintrag von Joyent besteht, ist offen. Fakt ist aber, dass nach einem Jahr des Stillstands endlich wieder Bewegung in die einst so rege Community kommt, was viele sicherlich begrüßen.
Siehe dazu auf heise Developer:
(ane)