"Kill Switch" auch für Android und Windows Phone
Die US-Initiative "Secure Our Smartphones" hat ihren Jahresbericht vorgelegt und kann echten Fortschritt vermelden: Nach Apple wollen auch Google und Microsoft eine effektiveren Diebstahlschutz in ihre Smartphonesysteme einbauen.
Google und Microsoft wollen einen Aktivierungsschutz in die nächsten Versionen ihrer Smartphone-Systeme Android und Windows Phone einbauen. Das geht aus dem ersten Jahresbericht der US-Initiative Secure Our Smartphones (SOS) hervor, den der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats New York am Donnerstag vorgestellt hat.
Der von der New Yorker Justizbehörde und dem Bezirksstaatsanwalt von San Francisco angeschobenen Initiative hatte sich auch der Londoner Bürgermeister Boris Johnson angeschlossen. Sie fordern von der Industrie, Smartphones besser gegen Diebstahl zu sichern. Die in den Systemen bereits vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen taugen im Falle des Falles zwar zum Schutz der persönlichen Daten, sind für Diebe aber keine wirkliche Abschreckung.
Kill Switch (5 Bilder)
Finden und Sperren
(Bild: Screenshot)
Mit Android und Windows Phone lassen sich Smartphones aus der Ferne orten, löschen und sperren. Apple hatte im September 2013 mit iOS7 zudem eine Funktion eingeführt, die die Aktivierung eines auf Werkseinstellungen zurückgesetzten Smartphones nur zulässt, wenn die Apple ID und das Passwort des rechtmäßigen Besitzers bekannt sind. Eine solche Aktivierungssperre soll nun auch bei Android und Windows Phone Einzug halten.
Weniger iPhone-Diebstähle
Der SOS-Bericht enthält auch Daten der New Yorker Polizei, denen zufolge die Zahl der gemeldeten Diebstähle von iPhones in den ersten fünf Monaten des Jahres 2014 signifikant zurückgegangen ist, während die Fallzahlen bei Samsung-Geräten steil anstiegen. Die Behörden führen das auf die im September 2013 eingeführte Aktivierungssperre in iOS7 zurück.
Samsung habe in Zusammenarbeit mit den Carriern Verizon und US Cellular im April auch eine Sperrfunktion für bestimmte Geräte der Galaxy-Klasse eingeführt, heißt es in dem Bericht weiter. Insgesamt haben nun wohl auch die US-Netzbetreiber ihren Widerstand gegen einen "Kill Switch" aufgegeben und sich zur Entwicklung einer gemeinsamen Lösung verpflichtet, für die der Kunde sich dann entscheiden kann.
Widerstand der Carrier
Der Verband der US-Mobilfunknetzbetreiber CTIA hatte bei seiner Kritik unter anderem betont, der "Kill Switch" sei ein gefundenes Fressen für Hacker und damit ein Risiko für die nationale Sicherheit. Punkt für die CTIA: Hacker wollen Apples Sperre schon geknackt haben. Zudem dürfte sich der Serviceaufwand für die Carrier erhöhen. Befürworter weisen diese Argumente zurück und werfen dem Verband vor, dass es nur um Profite geht: Die Carrier verdienen auch mit geklauten Smartphones Geld – und verkaufen ihren Kunden gerne auch eine Diebstahlversicherung.
Immerhin führen die US-Carrier seit 2012 eine Datenbank mit den Gerätenummern (IMEI) der als gestohlen gemeldeten Handys, die dann nicht mehr ins Netz können. Dass die CTIA ihren weiteren Widerstand im April aufgegeben hat, dürfte auch an verschiedenen Gesetzesinitiativen liegen, die der Industrie einen "Kill Switch" vorschreiben wollen. Im US-Bundesstaat Minnesota tritt ein entsprechendes Gesetz im Juli in Kraft. Ähnliche Regelungen sind in Kalifornien, Illinois und New York in Vorbereitung. Und wie immer, wenn der staatliche Eingriff droht, greift die Industrie zur Selbstverpflichtung. (vbr)