Kometen-Mission Rosetta: 67P/Tschurjumow-Gerassimenko schĂĽttelt Staub von vier Jahren ab
Staubfontänen und tiefe Löcher mit Gänsehaut: Bilder von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko zeigen eine bizarre Welt. In einigen Monaten könnte sich sein Antlitz verändert haben. Der erwachte Komet streife seine Hülle ab, berichten Forscher.
Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko schüttelt auf seinem Weg um die Sonne derzeit den Staub der vergangenen vier Jahre ab. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Rita Schulz von der europäischen Raumfahrtagentur ESA im britischen Fachmagazin Nature. Die Wissenschaftler haben die Staubhülle des Kometen mit dem Instrument COSIMA an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta analysiert.
Staub vom Kometen
67P/Tschurjumow-Gerassimenko wird seit vergangenem Sommer von Rosetta begleitet. Je mehr sich der Komet derzeit der Sonne nähert, desto aktiver wird er durch die Sonnenwärme. Dadurch verliert er große Mengen Staub von seiner Oberfläche, der von ausströmendem Gas mitgerissen wird. Rosetta hat Staubkörnchen des Kometen eingefangen und analysiert.
Die größeren Körnchen mit einem Durchmesser von mehr als einem Zwanzigstel Millimeter sind demnach locker-flockig und bemerkenswert reich an Natrium. Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Staub die Sternschnuppenströme formt, die auf den Bahnen von Kometen bekannt sind. Sie sind überzeugt, dass sich der jetzt beobachtete Staub in den vergangenen vier sonnenfernen Jahren des Kometen angesammelt hat und sich die Staubzusammensetzung des Kometen wesentlich ändern wird, wenn frisches Material an die Oberfläche gelangt.
Eine bizarre Welt
Der schwarze Komet besitzt grob die Form einer Gummiente mit einem kleineren Kopf und einem größeren Körper, die über einen schmalen Hals verbunden sind. Der Kopf hat in etwa einen Durchmesser von zwei Kilometern, der Körper ist rund vier Kilometer lang. Es gibt bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, Ebenen und Furchen. Viele Gegenden sind von einer vermutlich meterhohen Staubschicht bedeckt. Am Hals gibt es einen langen Riss, der Folge einer mechanischen Belastung sein könnte. Darüber hinaus wurden bis zu 200 Meter tiefe und bis zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher entdeckt. Deren Wände haben eine Art Gänsehaut – sie sind mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflastert.
Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (38 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)
67P/Tschurjumow-Gerassimenko ist mit 470 Kilogramm pro Kubikmeter etwa so schwer wie Kork. Möglicherweise ist sein Kern porös und zu 70 bis 80 Prozent leer. Bereits jetzt ist der Komet überraschend aktiv. In den vergangenen Monaten hat er viermal soviel Staub ins All gespuckt wie Gas – normalerweise produzieren Kometen mehr Gas als Staub. Bis zur größten Annäherung an die Sonne wird die Aktivität noch um den Faktor 100 zunehmen, erwarten Forscher. (mho)