Kommentar: Daten für Versicherungs-Rabatt – ein schlechtes Geschäft
Eine Krankenkasse verspricht Kunden Rabatte, wenn sie ihre körperlichen Aktivitäten überwachen lassen. Was ist so verkehrt daran?
Das war ja abzusehen. Schon seit einiger Zeit gewähren diverse Autoversicherungen ihren Kunden Rabatte, wenn sie sich überwachen lassen – etwa die Signal Iduna. Nun ist auch die erste Krankenkasse auf den Trichter gekommen. Die Generali will ihren Versicherten Gutscheine für Reisen oder Fitnessstudios anbieten, wenn sie sich gesund verhalten. Überprüft wird das möglicherweise von einem Fitnesstracker. Künftig soll es auch Prämiennachlässe geben.
Klingt erst mal nicht verkehrt. Mehr Bewegung nutzt schließlich nicht nur der Krankenkasse, sondern auch den Menschen selber. Und gegen Rabatte und kleine Geschenke kann doch niemand etwas haben. Zudem steht es jedem frei, das Angebot anzunehmen oder eben nicht. Eine tolle Idee also?
Nein. Denn erstens verschleiert der Begriff „Rabatt“, worum es im Kern geht: Die Versicherungen etablieren eine Preisdifferenz zwischen überwachtem und nicht überwachtem Leben. Wer sich nicht überwachen lassen will, muss mehr zahlen. Punkt.
Zweitens ist es mit der Wahlfreiheit, wenn sich das das Modell ausbreitet, nicht mehr so weit her. Vor allem vorsichtige Fahrer beziehungsweise ohnehin schon gesundheitsbewusste Menschen werden die neuen Überwachungsangebote annehmen. Der renitente Rest landet damit automatisch in einer höheren Risikogruppe mit entsprechend teureren Tarifen. Dabei ist es gleichgültig, ob jemand die Kontrolle scheut, weil er tatsächlich einen grenzwertigen Lebensstil pflegt, oder weil er schlicht der ganzen Datenhuberei misstraut.
Drittens ist eine Versicherung, wie Juli Zeh in der Süddeutschen betont, auch eine Solidargemeinschaft. Ich möchte hinzufügen: Nicht nur mit den anderen Versicherten, sondern auch mit seinem späteren Ich. Wer bei jeder Gelegenheit Sonderkonditionen erheischt, solange es ihm gut geht, muss sich nicht wundern, wenn sich die Daten irgendwann gegen ihn richten, wenn es ihm nicht mehr so gut geht. (grh)