Krieg der Bakterien
Neue Techniken wie das Genome Editing eröffnen überraschende Möglichkeiten. Forscher aus Singapur und den USA wollen jetzt mit umprogrammierten Bakterien Krankheiten bekämpfen, berichtet Technology Review im Medizinschwerpunkt des aktuellen Hefts.
- Inge WĂĽnnenberg
Der Medizinforschung bieten sich dank der Gentechnik neue Wege, gegen Krankheitserreger vorzugehen. Derzeit statten die Wissenschaftler Mikroben mit neuen genetischen Schaltkreisen aus, damit sie im menschlichen Körper krank machende Keime erkennen und abtöten.
Die Forscher nutzen etwa das Darmbakterium Escherichia coli oder Milchsäurebakterien und setzen sie gegen die eigene Gattung ein. "Wenn wir sonst von Gentherapien gegen Krankheiten sprechen, meinen wir üblicherweise Korrekturen in unseren eigenen Zellen", sagt Geschäftsführer José-Carlos Gutiérrez- Ramos vom US-Start-up Synlogic.
Modifizierte Schaltkreise
Nun modifizieren die Forscher genetische Schaltkreise an Mikroorganismen, um mit ihnen den Cholera-Erreger, Salmonellen oder auch die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn zu behandeln. Matthew Wook Chang von der National University of Singapore lässt Escherichia coli gegen den schädlichen Keim Pseudomonas aeruginosa antreten, der Menschen mit schwachem Immunsystem befällt.
Vielfältig sind die Einsatzgebiete für die Bakterienschwadrone. Bisher aber ist noch nicht bekannt, wie der Mensch dauerhaft mit solch verbesserten Mikroben leben wird – und was mit den gentechnisch veränderten Bakterien passieren wird, wenn sie den Köper verlassen. Die Forscher denken zum Beispiel über Schalter zur Deaktivierung und andere Strategien nach: mehr darüber im neuen Heft von Technology Review (ab sofort im Handel oder online bestellbar). (inwu)