Kriminalstatistik: Sorgenkinder Computersabotage und Schadsoftware

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2013 weist erneut einen leichten Anstieg von Cyberstraftaten aus; als "alarmierend" hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière dabei die Entwicklung bei Schäden durch Trojaner bezeichnet.

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Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat zur Präsentation der aktuellen deutschen Straftatenzahlen die Cyberkriminalität als besonderes Sorgenkind ausgemacht. Verbrechen, die mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) begangen werde, zählte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin zu den Deliktfeldern, die "wir besonders aufmerksam verfolgen müssen". Der Grund dafür sei, dass hier die Straftaten an sich, aber auch die Zahl der Opfer oder die Schadenssummen in auffällig nach oben kletterten.

Will der Cyberkriminalität besondere Aufmerksamkeit widmen: Innenminister de Maizière.

(Bild: Stefan Krempl/heise online)

Im Bereich der "IuK-Kriminalität" haben die Strafverfolger laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2013 (PDF-Datei) 64.426 Fälle und damit gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 0,7 Prozent registriert. Im Teilbereich der Computersabotage und Datenveränderung schnellten die erfassten Fälle um 17,6 Prozent auf 12.766 nach oben. Diese Zunahme wird vor allem durch häufigere Angriffe durch Schadsoftware wie Trojaner erklärt. Zugleich sank die Aufklärungsquote in diesem Sektor von 17,5 auf 9,2 Prozent.

Für de Maizière spiegelt sich daran auch die Entwicklung wider, dass die Strafverfolgungsbehörden den größten Teil dieser Straftaten keinem Täter mehr nachweisen können. Wegen mangelnder Regeln zur Vorratsdatenspeicherung gelinge es Cybergaunern immer wieder, ihre digitalen Spuren erfolgreich zu verwischen. Die Netzkriminalität sei "ein flexibler, dynamischer und anonymer Deliktsbereich". Darauf müsse die Sicherheitspolitik auch reagieren, indem sie Experten in Cybercrime-Centern zusammenholt.

Allerdings sieht es nicht in allen Bereichen der IuK-Kriminalität so schlecht aus. So ist der erfasste Computerbetrug um 6,3 Prozent auf 23.242 Fälle zurückgegangen, die Aufklärungsquote hier sogar leicht auf 31,1 Prozent gestiegen. Ein Minus von 7,5 Prozent bei 2730 registrierten Taten weist die PKS beim Erschleichen von Zugangsberechtigungen zu Kommunikationsdiensten aus bei einer deutlich auf 42,6 Prozent nach oben gekletterten Quote der Ermittlungserfolge. Auch beim Ausspähen und Abfangen von Daten hat die Polizei weniger Straftaten erfasst: 15.909 im Vergleich zu 16.794 im Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote liegt hier mit 18,3 Prozent etwas höher.

Eine um 14,5 Prozent zunehmende Tendenz ist dagegen bei der Fälschung beweiserheblicher Informationen und der Täuschung im Rechtsverkehr bei der Datenverarbeitung mit 9779 Fällen festzustellen. Der übergeordnete Bereich der gesamten Computerkriminalität ist um 1 Prozent auf 88.722 erfasste Delikte angestiegen. Die Aufklärungsquote ist dabei leicht um 1,1 auf 28,8 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden zudem 257.486 Fälle erfasst, die mithilfe des "Tatmittels Internet" begangen wurden, was einem Plus von 12,2 Prozent gleichkommt. Überwiegend handelte es sich dabei um Betrugsdelikte wie eine Online-Bestellung von Waren, für die nach Lieferung nicht gezahlt wird.

In 6597 Fällen wurden pornografische Schriften über das Internet verbreitet, das sind 31,1 Prozent mehr als 2012. Dieser Tatbereich macht so 2,6 Prozent aller online begangener Delikte aus. Generell auch auf anderen Wegen wurden ebenfalls mehr rechtswidrige Pornos gestreut: Die Rede ist von einer Zunahme um 23,1 Prozent auf 9488 Fälle. Die Aufklärungsquote ist in diesem Sektor um 3,8 Punkte angestiegen, rangiert nun bei 84,8 Prozent. Teilbereich ist der Besitz und die Verschaffung von Kinderpornografie mit ebenfalls ansteigender Tendenz: Plus 27,9 Prozent auf 4144 Fälle. Die seit dem Jahr 2009 angeschwollene Zahl der Straftaten des sexuellen Kindesmissbrauchs ist im aktuellen Berichtsjahr erstmals wieder um 1,5 Prozent leicht rückläufig auf 12.437 Vorgänge.

Generell hat die Polizei wie bereits in den beiden Vorjahren auch 2013 weniger als sechs Millionen Delikte registriert, nämlich genau 5.961.662. Die Aufklärungsquote liegt mit einem Wert von 54,5 Prozent ganz leicht über dem Niveau von 2012. Die Zahl der Tatverdächtigen ist mit etwas über zwei Millionen gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant geblieben. Als weiterer Brandherd neben Cybercrime gilt der erneute Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle um 3,7 Prozent auf 149.500 Fälle. (axk)