Linux 4.5 soll neue und verbesserte Grafiktreiber bringen

Der Linux-Kernel soll bald von Haus aus den Raspberry Pi 2 ansprechen können und dabei sogar 3D-Unterstützung bieten. Für den AMD-Grafiktreiber liegen Änderungen bereit, die einen deutlichen Performance-Schub versprechen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 82 Kommentare lesen
Linux 4.5 soll neue und verbesserte Grafiktreiber bringen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Mit der Freigabe von Linux 4.4 zum Wochenstart hat zugleich die zumeist zweiwöchige Phase begonnen, in der das Gros der Änderungen für Linux 4.5 vorgenommen wird. Das soll nun neue und verbesserte Grafiktreiber erhalten. Zudem liegen Verbesserungen für Btrfs und der Raspi-Unterstützung zur Aufnahme bereit.

In das Mitte März erwartete Linux 4.5 sollen Änderungen einziehen, durch die der Amdgpu-Treiber die PowerPlay-Funktion der neuesten Grafikprozessoren von AMD unterstützt. Das verbessert die Performance und die Effizienz, denn durch diese Änderungen wird der Kernel auch die neuesten Radeon-Grafikkarten in ihre schnellsten oder sparsamsten Betriebsmodi schalten können. Die Radeon R9 380 oder die Radeon-Modelle der R9-Fury-Reihe sollten dadurch deutlich mehr 3D-Leistung liefern können, denn bislang laufen diese mit einem Standardtakt, bei dem sich das Leistungspotenzial nicht ausschöpfen lässt. Derzeit sieht es aber so aus, dass die PowerPlay-Unterstützung vorerst nur bei Angabe des Kernel-Parameters amdgpu.powerplay=1 aktiv wird.

Der erst in Linux 4.4 eingeflossene Grafiktreiber für die Grafikkerne der verschiedenen Raspberry-Pi-Modelle soll 3D-Unterstützung erhalten. Diese wird sich in Kombination mit dem 3D-Treiber "VC4" nutzen lassen, der den neuesten Mesa-Versionen bereits beiliegt.

Zur Aufnahme sind ferner einige Änderungen vorgesehen, durch die Linux mittelfristig den Raspberry Pi 2 von Haus aus besser unterstützt. Bislang sind für ordentlichen Unterstützung einige Patches nötig, die unabhängig vom offiziellen Kernel entwickelt werden.

In 4.5 soll auch ein Open-Source-Grafiktreiber Etnaviv einfließen, der Vivante-Grafikkerne von Freescale-Prozessoren unterstützt. Eine Änderung am Btrfs-Dateisystem verspricht Wartezeiten reduzieren, die sich gelegentlich bei großen Dateisystem zeigen.

Das sind nur einige von über 9500 Änderungen, die im "Linux-Next" genannten Entwicklerzweig zur Aufnahme in Linux 4.5 bereit liegen. Die meisten werden einfließen; hin und wieder zeigen sich noch Probleme oder Kritikpunkte bei einzelne Änderungen, woraufhin die Kernel-Entwickler die Integration überraschend vertagen.

Die nächste größere Überarbeitung des Linux-Kernel dürfte am 14. März erscheinen, sofern Torvalds und seine Mitstreiter im gewohnten Tempo arbeiten. Größere Unterschiede beim Entwicklungsrhythmus sind in letzter Zeit seltener geworden: Die Hauptentwicklungsphase ("Merge Window") und die daran anschießende Stabilisierungsphase summieren sich zuletzt meist auf neun Wochen. In seltenen Fällen ist es mal eine Woche weniger, gelegentlich auch eine Woche mehr. Letzteres war auch bei 4.4 der Fall, weil sich dessen Entwicklung mit den Feiertagen rund um den Jahreswechsel überschnitten hat. (thl)