MWC: Österreicher suchen die große Nische

Obwohl die mobile Datennutzung explosionsartig wächst, die Preise leicht steigen und auch mobile Sprachtelefonie wächst, gehen die Umsätze der Netzbetreiber zurück. Auf dem MWC wurden ihre verschiedenen Lösungswege deutlich.

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Auf dem österreichische Mobilfunkmarkt herrscht starker Wettbewerb mit sehr niedrigen Tarifen und außerordentlicher Qualität der Netze. Die mobile Datennutzung explodiert. Und obwohl die Marktforscher von Wireless Intelligence aus Österreich leicht steigende Preise melden und auch mobile Sprachtelefonie weiter wächst, gehen die Umsätze der Netzbetreiber zurück. Die großen Anbieter klagen über die immer niedrigeren Zusammenschaltungsentgelte sowie die europäische Roaming-Regulierung. Also suchen Mobilkom, T-Mobile und Orange einen Ausweg aus dem anhaltenden Preiskampf und andere Möglichkeiten, sich attraktiv zu machen.

Auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona wurde deutlich, dass Marktführer Mobilkom wie bisher auf neueste Technik und das Image als bestes Netz setzt. Vergangenes Jahr wurden Basisstationen mit besonders hohem Datenaufkommen mit HSPA+ (bis 21 Mbit/s) aufgerüstet. Damit konnte sich der Anbieter als erster kommerzieller HSPA+-Betreiber Europas mit 540.000 mobile Breitbandkunden zum Jahreswechsel etablieren. "Hochqualitative Netze mit hohen Bandbreiten sind die Basis für die Dienste der Zukunft", betonte Konzernchef Hannes Ametsreiter. 2009 wurden 700 Basisstationen mit Glasfaser erschlossen, dieses Jahr kommen noch einmal so viele hinzu. Bis 2013 sollen in Summe 4000 Standorte über Fibre-Backhaul verfügen. Ein mobiles Next Generation Network soll auch ganz neue Tarifmodelle ermöglichen, weshalb sich Ametsreiter im Umfeld des MWC als Gegner einer Netzneutralität outete. Solche Diskussionen schüfen "kein Umfeld, das es geschmeidig und leicht macht."

Während sich Mobilkom über die von einer Fachzeitschrift verliehene Auszeichnung als bestes Netz in der DACH-Region freut, verweist T-Mobile gerne auf ein Ergebnis des selben Tests: Sein GSM-Netz hat dabei besser abgeschnitten als jene der Konkurrenten. Ins 3G-Netz muss aber investiert werden. So werden jene tausend Standorte, über die 40 Prozent des Verkehrs laufen, mit Glasfaser erschlossen. Zudem werden alle 3G-Node-Bs gegen modernere, sensitivere Modelle ausgetauscht, was insbesondere die Versorgung in Gebäuden verbessern soll. Im zweiten Quartal des Jahres wird dann auch im T-Netz HSPA+ aktiviert.

2009 wurden 60 Prozent aller neuen T-Mobile-Kunden mit einem Smartphone ausgestattet. "Die Kunden in Österreich gehen ununterbrochen in Richtung mobile Lifestyle", sagte CEO Robert Chvatal auf dem MWC. Dies lässt ihn auf neue Geschäftsfelder hoffen, aber zumindest für 2009 erwartet er, dass alle Anbieter Umsatzrückgänge melden. "Unser Ziel soll sein, dass wir nicht mehr schrumpfen." Die größte Gefahr sei aber nicht die Wirtschaftskrise sondern der "zu starke Wettbewerb". Sein Budget belasten aber auch für Richtfunkstrecken anfallende Abgaben, die deutlich teurer sein sollen als in anderen EU-Staaten.

Über starke Smartphone-Nutzung berichtet auch Orange. Zu Beginn des mobilen Breitband-Booms tonangebend, scheint der drittgrößte Netzbetreiber den technischen Anschluss verloren zu haben. Hier soll nun durch eine Erweiterung der mit 3G abgedeckten Fläche gegengesteuert werden. Dies sei notwendig, da durch Smartphones die stationäre Nutzung von Breitbanddiensten durch eine immer häufigere mobile Nutzung ergänzt werde, berichtete Marketing-Chef Christian Nemeth in Barcelona. Die Kunden stießen dabei in bislang nicht mit 3G erschlossene Gebiete vor und hätten dort weniger Freude an den Datendiensten. HSPA+, das es von Orange bislang nur in Wiener Neustadt gibt, steht ebenfalls auf dem Plan.

Tariflich will Orange das Profil als "internationaler" Anbieter stärken. Ab März wird Datenroaming in allen EU-Netzen zum Preis von 2 Euro je begonnene 2 MByte angeboten werden. Dass das für intensive Nutzung noch immer zu teuer ist, weiß auch Orange. Für eine gelegentliche E-Mail am Handy im Urlaub sei das aber attraktiv. Mitte des Jahres soll ein Angebot für Handynavigation im Ausland gestartet werden. Auch bei den Sprachtarifen dürfte es wieder Akzente in Richtung Auslandstelefonate geben, was von Orange aber noch nicht bestätigt wird. Für den Inlandsmarkt sind neue Produkte im Bereich mHealth, etwa der Fernbetreuung chronisch Kranker, geplant. Außerdem will sich Orange mit Überwachungslösungen (beispielsweise per Videotelefonat abrufbare Überwachungskameras oder ortsbezogene Dienste) im Securitymarkt positionieren. (anw)