Mechanical Techno: Gehackter Plattenspieler als Multi-Instrumentalist

Der Londoner Graham Dunning schichtet präparierte Schallplatten zu Türmen auf dem Plattenteller und umringt sie mit allerlei Tonabnehmern. Der Aufbau visualisiert nebenbei, wie seine treibende Musik entsteht.

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elektronische Musik

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 2 Min.

Der Künstler und Musiker Graham Dunning macht gerne mit Hilfe eines Plattenspielers Musik. Das klingt erst mal nicht sehr aufregend – allerdings benutzt der Brite den Plattenspieler nicht zur simplen Wiedergabe zuvor gepresster Aufnahmen, sondern als zentrale Drehachse für eine ganze Reihe rotierender mechanischer und elektronischer Klangerzeuger.

Die Bandbreite reicht davon von Kuhglockenklöppeln über Piezo-Auslöser für einen Drumcomputer bis hin zum analogen Tonabnehmer, der Segmente von konventionellen Schallplatten als Loop abspielt (und dafür durch einen Bindfaden in seiner Position fixiert bleibt). Was dabei herauskommt, nennt Dunning Mechanical Techno. Wie es funktioniert, zeigt Graham Dunning in einem wunderbar ruhigen und wortlosen Erklärvideo:

Die einzelnen Stockwerke seines rotierenden Musikapparats werden durch dicke Holzscheiben auf den nötigen Abstand zur nächsten Stufe gehalten, die auf die gemeinsame senkrechte Achse gefädelt wird. So ist sichergestellt, dass alle Subsysteme demselben Rhythmus folgen; gleichzeitig lassen sich die einzelnen Elemente durch Drehung gegenüber der Achse gegeneinander verschieben.

Metallständer, wie man sie aus Chemielabors kennt, wo sie die Reagenzgläser und Erlenmeyerkolben über dem Bunsenbrenner halten, dienen hier zur frei pendelnden Aufhängung von Tonabnehmern; Kontaktschleifer sitzen auf Zieharmonika-Konstruktionen aus dem Lasercutter. Der gesamte fliegende Aufbau wirkt improvisiert und auch reichlich fragil, aber genau das erlaubt es Graham Dunning gerade auch, live in die Performance der Maschine einzugreifen und subtile Veränderungen über dem repetiven Grundmuster vorzunehmen.

Der Londoner Künstler setzt seine Soundmaschine in unterschiedlichen Konfigurationen sowohl auf der Bühne als auch für Studioaufnahmen ein. Dabei bildet Mechanical Techno nur den Kern des Sound, dem Dunning noch andere elektronische Klänge beimischt – wie man bei der Aufnahme "Whale Attack" deutlich hört:

(pek)