Microsoft Streetside: Kamerafahrten fĂĽr Panoramabilder in Bing Maps
Im Mai will Microsoft anfangen, mit eigenen Kamera-Autos StraĂźenansichten nach dem Muster von Google Street View zu sammeln. Im Sommer sollen die ersten Bilder in den Webatlas Bing Maps aufgenommen werden.
Wie im vergangenen Herbst angekündigt will Microsoft am 9. Mai erstmals in Deutschland Kamera-Autos auf die Reise schicken, um zunächst in Nürnberg, Erlangen, Fürth und Augsburg Panoramabilder für seinen Web-Atlas Bing Maps zu sammeln. Weitere 50 Städte und Regionen sollen folgen, und im Sommer sind dann die ersten Ergebnisse der Kamerafahrten in Gestalt der Straßenansicht Bing Maps Streetside im Web zu erwarten.
Der Konzern hat den Projektstart für Deutschland bewusst hinausgezögert, "um vorher intensiv mit Branchenverbänden, politischen Vertretern und Datenschützern zu sprechen", wie Microsofts Rechtsexperte Severin Löffler verlautbarte. Man könnte wohl auch sagen, das Unternehmen hat abgewartet, bis sich die Rechtslage geklärt und die die Aufregung um Googles konkurrierenden Dienst Street View etwas gelegt hat. Jetzt ist man in Redmond zuversichtlich, dass die zusammen mit dem Kartenanbieter NavTeq unternommenen Kamerafahrten im Einklang mit deutschem Datenschutzrecht stehen. Immerhin haben sich sowohl Navteq als auch Microsoft auf den im März vorgestellten Entwurf eines Datenschutz-Kodex für Geodaten-Dienste verpflichtet.
Am 8. April soll eine Website online gehen, auf der sich Hausbesitzer, Mieter und Geschäftsinhaber über Bing Maps Streetside informieren können. Unter dieser Adresse will Microsoft auch mindestens vier Wochen im Voraus kundtun, wann die Kameras in den vorgesehenen Bezirken unterwegs sein sollen. Genauere Terminangaben wird man aber sicher vergeblich suchen. Erstens wollen die Betreiber keine Anlässe für störende Publikumsaktionen wie etwa Demos vor den Kamera-Autos geben, und zweitens gibt es witterungsbedingte Unsicherheiten – eine Schlechtwetterperiode könnte den Terminplan spürbar durcheinanderbringen. Vorerst plant Microsoft den EInsatz von acht Kamera-Fahrzeugen in Deutschland, wird diese Zahl aber womöglich erhöhen, wenn das Projekt zu langsam vorankommt.
Wer seine Wohnung nicht im Web besichtigen lassen will, kann erst nach Erscheinen der Streetside-Bilder eine Verpixelung beantragen. Anders als dies etwa Google praktiziert hat, gibt Microsoft besorgten Nutzern Gelegenheit, unmittelbar anhand des veröffentlichten Bilds zu markieren, welche Bereiche unkenntlich gemacht werden sollen. Einsprüche im Voraus schließt das Unternehmen kategorisch aus. Allerdings haben sich die Betreuer am maßgeblichen Rechenzentrum in Bolder (Colorado) vorgenommen, jeden Widerspruch binnen 48 Stunden umzusetzen.
Laut Microsoft-Pressesprecher Thomas Baumgärtner beruht die Planung auf Erfahrungswerten mit dem US-amerikanischen Bing Maps Streetside; ob sich womöglich höhere Widerspruchsquoten aus Deutschland mit dieser Planung vertragen, wird die Zukunft zeigen müssen. Immerhin werden auch briefliche und telefonische Widersprüche zu berücksichtigen sein. Diese wird Microsoft dann ähnlich von Hand bearbeiten müssen, wie Google das im Falle von Street View immer tut: Dabei gilt es, die im Widerspruch angeführte Adresse mit den GPS-Daten des Web-Atlas abzugleichen, und anschließend nach Sichtung der bestehenden Fotos zu entscheiden, welche Ausschnitte in den Ansichten verschiedener Blickrichtungen und Zoomstufen zu verpixeln sind. Laut Baumgärtner wird man die Legitimation der erhaltenen Beschwerden bei Bedarf im EInzelfall prüfen, und wenn in einer bestimmten Frist kein Widerspruch zum Widerspruch hereinkommt, sollen die unverpixelten Rohdaten unwiderruflich gelöscht werden.
Übrigens sollen Microsofts Kamera-Autos gleichzeitig mit den Fotos auch WLAN-Daten erfassen. Anders als Google, das sich bei dieser Gelegenheit empörten Protesten ausgesetzt hat, will sich Microsoft beim Datensammeln aber konsequent auf Daten zur BSSID, zur gemessenen Feldstärke und zum Funktyp jedes WLAN-Access-Points beschränken. (hps)