NASA-Sonde New Horizons: Panoramafoto des Pluto-Monds Charon

Kein anderer Mond im Sonnensystem ist im Vergleich zu seinem (Zwerg-)Planeten so groß wie Charon. Nun hat die NASA-Sonde New Horizons weitere Bilder zur Erde geschickt, die eine äußerst bewegte Geschichte des Pluto-Mondes nahelegen.

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Charon

Aus Aufnahmen im blauen, roten und infraroten Spektrum zusammengesetztes Panorama von Charon. Der rote Teil im Norden wurde informell Mordor Macula getauft.

(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

Lesezeit: 3 Min.

Die bislang am höchsten aufgelösten Farbaufnahmen des größten Pluto-Monds Charon deuten auf eine "überraschend komplexe und heftige Geschichte" des Himmelskörpers hin, erklären NASA-Forscher. Man habe es für sehr unwahrscheinlich gehalten, solch interessante Strukturen auf einer Welt so weit draußen im Sonnensystem zu finden, ergänzt Ross Beyer vom Ames Research Center der NASA: "Aber ich könnte nicht begeisterter sein über das, was ich sehe." Bereits diese Aufnahmen zeigen eine abwechslungsreiche Welt, deren Geschichte offenbar noch Überraschungen bereithält.

Pluto-Sonde New Horizons (67 Bilder)

Plutos Oberfläche
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)
Pluto-Mission New Horizons

Fast zehn Jahre lang flog die NASA-Sonde New Horizons zum Pluto. Als erste Sonde überhaupt passiert sie den Zwergplaneten, um ihn aus der Nähe zu erforschen.

Die am 21. September empfangenen und nun zu einer Panoramaaufnahme zusammengesetzten Bilder zeigen ein immenses Canyon-System, das sich möglicherweise um den ganzen Mond erstreckt. Es habe den Anschein, als wäre die gesamte Kruste Charons in der Vergangenheit aufgebrochen gewesen. Die Anzahl der Krater deute darauf hin, dass die Ebenen südlich dieses Canyon deutlich jünger seien als die Oberflächen im Norden. Die Glätte der Südhalbkugel sei ein klarer Hinweis auf eine großflächige Erneuerung der Oberfläche in der Vergangenheit. Weil New Horizons noch detailliertere Aufnahmen von Charon senden wird, erwartet Hal Weaver von der Johns Hopkins University, dass die Geschichte des Mondes "noch erstaunlicher werden wird".

Mit 1200 Kilometern Durchmesser ist Charon der mit Abstand größte Mond des Pluto (2370 Kilometer Durchmesser). Derart gering ist der Unterschied zwischen einem Mond und seinem (Zwerg-)Planeten sonst nirgendwo im Sonnensystem. Weil sie beide außerdem derart nahe um das Baryzentrum über der Oberfläche von Pluto kreisen, war die Erforschung des Mondes vor dem Vorbeiflug äußerst schwer. Bekannt war, dass Pluto (ähnlich wie Uranus) quasi auf der Seite um die Sonne kreist, mit der eigenen Achse ungefähr in Bewegungsrichtung. Charon, der wie andere Monde um den Äquator kreist, liegt damit nicht auf der Bahnebene des Pluto. Charon braucht 6,4 Erdentage, um den Pluto zu umkreisen, der sich in der gleichen Zeit einmal um sich selbst dreht. Charon steht also immer über der gleichen Stelle auf der Pluto-Oberfläche. Das heißt, es gibt Orte auf Charon und Pluto, von denen der andere Himmelskörper nie zu sehen ist, und andere von denen das immer möglich ist.

Pluto und Charon (6 Bilder)

Plutos Bahn weicht stark von der der acht Planeten ab
(Bild: NASA, Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory)

Die NASA-Sonde New Horizons war am 14. Juli als erstes menschengemachtes Objekt überhaupt am Pluto vorbei gerast. Mit solch einem Vorbeiflug beginnt üblicherweise die Erforschung fremder Welten, erst in einem zweiten Anlauf wird der – deutlich komplexere – Versuch unternommen, eine Sonde in den Orbit einschwenken zu lassen. Weil Pluto so weit entfernt ist, dauerte es 50 Jahre, bis nach dem ersten Vorbeiflug am Mars schließlich der Zwergplanet an der Reihe war. Zwar entfernt sich New Horizons seitdem schon wieder mit großer Geschwindigkeit von dem Zwergplaneten, aber die Übertragung all der gesammeltem Daten wird noch Monate dauern. Grund ist die geringe Übertragungsgeschwindigkeit von rund 1 kbit/s.

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