Nach VW-Skandal: Kraftfahrt-Bundesamt erhält eigene Abgas-Prüftechnik

Das Kraftfahrt-Bundesamt soll nach dem Abgas-Skandal mit einer eigenen Mess- und Prüftechnik ausgestattet werden. Bisher nutzt das Amt für Nachmessungen Einrichtungen von Dienstleistern wie TÜV und DEKRA.

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Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bekommt eigene Mess- und Prüftechnik für künftige Kontrollen von Abgaswerten. Zunächst sollen rund 330.000 Euro für zwei mobile Anlagen investiert werden, mit denen Autos direkt auf der Straße untersucht werden können, berichtet dpa. Die Geräte sollen noch im Herbst 2016 in Betrieb genommen werden. Das KBA will so möglichen weiteren Fälschungen von Abgaswerten wie bei Volkswagen auf die Schliche kommen.

Der Abgas-Skandal bei VW

Bei der vom KBA angeschafften Technik handelt es sich um das sogenannte Pems-System (Portable Emission Measurement System). Umweltverbände fordern die damit möglichen Straßen-Messungen schon seit langem, weil Laborwerte nicht den realen Fahrbedingungen entsprächen. Die Behörde soll außerdem ein eigenes Labor mit Prüfständen bekommen. Wann es in Betrieb geht, ist noch offen.

Das Ministerium veranschlagt die jährlichen Gesamtkosten der eigenen Prüftechnik einschließlich Personalkosten auf zehn Millionen Euro. Bisher nutzt das Amt für Nachmessungen Einrichtungen von Dienstleistern wie dem TÜV und der DEKRA. Dies soll ab dem kommenden Jahr noch intensiviert werden, hieß es.

Der Bedarf an Prüftechnik nimmt als Konsequenz aus der Abgas-Affäre weiter zu. Unter anderem soll nun auch der zu hohe CO2-Ausstoß bei 30 Dieselautos geklärt werden, die bei einer ersten Messung auffällig waren. Sollte sich herausstellen, dass die Hersteller auch beim Verbrauch betrogen haben, könnte es mehr als nur unangenehm werden. Diese Angaben sind steuerrelevant und müssen deshalb vergleichbar sein – der Weg ins Labor ist hier demzufolge unumgänglich.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will überdies unangemeldete Abgastests "im Stil von Dopingtests" einführen. Dafür sollen zufällig ausgewählte Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen und getestet werden. Wie das genau aussehen soll, steht noch nicht fest.

Mit staatlichen Prüfständen könnten aus Expertensicht auch mögliche wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen Prüfdiensten und Herstellern ausgeschlossen werden. Das Verkehrsministerium plant hierfür zudem, dass sich Prüfdienste künftig in einer Rotation abwechseln sollen.

Derweil herrscht nach wie vor Unklarheit über die Frage, ob Fiat die Abgasreinigung in einigen Modellen möglicherweise nach einer bestimmten Zeit herunterfährt. "Die Stellungnahme der italienischen Typgenehmigungsbehörde liegt noch nicht vor", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums der Automobilwoche. Fiat wollte gegenüber dem Branchenblatt dazu nichts sagen. Das Unternehmen hatte die Bundesregierung Mitte Mai brüskiert, indem es einen von Dobrindt angesetzten Besprechungstermin platzen ließ. Anwälte erklärten, allein italienische Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-Autos europäische Abgasvorschriften einhalten.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(mit Material der dpa) / (kbe)