Nachhilfe in sozialer Suche für Google

Entwickler von Facebook, Twitter und MySpace zeigen Google mit einer Browser-Erweiterung ihre Vorstellung einer fairen sozialen Suche, bei der nicht Googles eigenes soziales Netzwerk Plus einseitig bevorzugt wird.

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Mit Suche plus deine Welt hat Google seine Suchmaschine wesentlich enger mit dem eigenen sozialen Netzwerk Google+ verzahnt. Google präsentiert unter anderem Nutzern, die einen Google-Plus-Account eingerichtet haben und eingeloggt sind, außer Treffern aus dem offenen Web auch persönliche Fotos und Postings. Außerdem findet die Suchmaschine ähnlich wie die Facebook-Suche Google-Plus-Mitglieder per Auto-Vervollständigung. Dabei beschränkt sie sich nicht auf eigene Freunde, sondern gibt auch die Namen prominenter Mitglieder aus, zum Beispiel bei der Suche nach "music". Diese Verzahnung ist von Beobachtern, aber insbesondere auch von Konkurrenten, kritisiert worden, weil sie einseitig Googles eigenes soziales Netz bevorzugt, aber Treffer aus Twitter und Facebook hintenanstelle.

(Bild: Statt Google+-Profilen finden sich auch welche auf Facebook und Co..)

Entwickler von Facebook, Twitter und MySpace haben jetzt eine kleine Browser-Erweiterung namens Focus on the User vorgestellt, mit der sie zeigen wollen, dass Google auch wesentlich ausgewogenere Treffer präsentieren könnte. Focus on the User ist ein Bookmarklet, also eine kleine, in ein Bookmark verpackte JavaScript-Datei, die laut FAQ in Chrome, Firefox und Safari funktioniert, im Internet Explorer aber nicht. Man zieht den Link in die Browser-Werkzeugleiste, von wo aus man ihn immer aufrufen kann. Startet man eine Google-Suche auf der amerikanischen Suchseite, zum Beispiel nach music, dann präsentierte Google in unseren Versuchen unter "People and Pages from the Social Web" die Google+-Seiten von Snoop Dogg, Mariah Carey und 50 Cent. Startete man das Bookmarklet, blieben zwar die Künstler bestehen. Die Links wurden durch welche auf Twitter, Facebook und MySpace ersetzt. Nur bei Snoop Dogg blieb auch der Link zu Google+ erhalten.

Focus on the User ist alles andere als eine billige Retourkutsche der Social-Network-Konkurrenten, die irgendwie die Treffer des Konkurrenten Google manipuliert. Denn für die Entscheidung, welche Treffer im Bereich "People and Pages from the Social Web" gezeigt werden, zieht das Bookmarklet Googles eigene Relevanzkriterien heran. So startet es bei der Suche nach music im Hintergrund weitere Google-Suchen nach den gezeigten Künstlern – und wertet die Reihenfolge aus, in der Google selbst die Profile der Künstler in den verschiedenen sozialen Netzwerken anzeigt.

Die Botschaft ist deutlich: Google bevorzugt das eigene soziale Netz über Gebühr und könnte mit Hausmitteln eine Suchfunktion bauen, die die Ergebnisse des eigenen Netzes nicht derart in den Vordergrund spielt. Focus on the User ist noch lange nicht vollständig. So verändert es nicht die Autovervollständigung. In unseren Versuchen konnte es nur die Ergebnisse im Bereich "People and Pages from the Social Web" verändern; bei einigen amerikanischen Benutzern modifiziert es auch die organischen Suchergebnisse, wie die ausführliche Analyse von Danny Sullivan zeigt. (jo)