Netflix: Kein leichter Weg nach Europa

In dieser Woche will Netflix nach Italien, Spanien und Portugal expandieren. Schon vorher zeichnet sich aber ab, dass diese Expansion nicht leicht werden dĂĽrfte. Lokale Konkurrenten sind oft bereits etabliert und bieten den Kunden auch lokale Inhalte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 207 Kommentare lesen
Netflix
Lesezeit: 2 Min.

Der Weg von Netflix in die Wohnzimmer der Europäischen Union ist holpriger als in der US-Zentrale erhofft. Kurz bevor Netflix – der vor wenigen Tagen durchwachsene Geschäftszahlen verkündet hat – nun auch in Spanien (20. Oktober), Portugal (21. Oktober) und Italien (22. Oktober) verfügbar sein wird, zieht die New York Times ein ernüchtertes Fazit. So erklärte ein Analyst des Beratungsunternehmens Futuresource Consultancy, dass die Erwartungen für Netflix' Europa-Expansion besser gewesen seien. Problematisch sei vor allem die jeweils sehr lokal orientierte Medienlandschaft in Europa. Außerdem sträubten sich beispielsweise Deutsche und Franzosen mehr gegen monatlich bezahlte Video-Dienste.

In den Staaten, in die Netflix nun expandiert, findet das Unternehmen außerdem vermehrt Konkurrenten vor, die Video-Streamingdienste anbieten, aber jeweils auch mit lokalen Inhalten in der Landessprache. Der spanische Chef von Wuaki.tv begründet den Erfolg seines Dienstes auf der Iberischen Halbinsel deshalb auch mit den lokalen Programmen: "Europäer wollen europäische Inhalte sehen." In Spanien offeriert der Dienst, der dem japanischen Unternehmen Rakuten gehört, auch eine Video-Flatrate, in Deutschland, wo Wuaki.tv seit Ende 2014 verfügbar ist, dagegen nicht.

Gerade solche Konkurrenten erschweren Netflix dem Zeitungsbericht zufolge den Weg nach Europa. So bleibe der Dienst in Frankreich mit geschätzten 700.000 Abonnenten hinter CanalPlay zurück, einem französischen Angebot des Medienriesen Vivendi. Dort sehe man die lokalen Konkurrenten durch den Markteinstieg von Netflix auch nicht bedroht. Ganz im Gegenteil habe deren Angebot von lokalen Inhalten Anhänger unter denen gefunden, die nicht nur US-amerikanische Serien und Filme sehen wollen. Zwar werde Netflix auch in Frankreich seinen Platz finden, aber es werde eben nicht die Umwälzung geben, die so mancher erwartet habe, ist man bei CanalPlay sicher. Eine ähnliche Bilanz hatte heise online jüngst für das einjährige Jubiläum von Netflix in Deutschland gezogen.

Auf die Herausforderungen reagiert Netflix unter anderem auch mit lokalen Inhalten und das nicht erst mit der neuen, spanisch-sprachigen Serie "Narcos" ĂĽber den Aufstieg des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar. Bereits 2012 hatte der Streaming-Dienst die norwegische Serie "Lilyhammer" koproduziert und ins eigene Angebot aufgenommen. FĂĽr Italien hat das Unternehmen vor wenigen Tagen eine Serie ĂĽber die Mafia angekĂĽndigt. (mho)