Neue Brockhaus-Enzyklopädie geplant

In Zeiten von Google und Wikipedia oft totgesagt, hat die große Brockhaus-
Enzyklopädie offenbar noch eine Zukunft. In einem Interview mit Buchreport.de bestätigt Christoph Hünermann, Geschäftsführer von Bertelsmann-Tochter und Brockhaus-Eigentümerin Wissenmedia, entsprechende Pläne.

"Wir haben gerade erst mit der Konzeptphase für die neue Auflage begonnen, und
vor 2014 oder 2015 werden wir sicher noch keine Ergebnisse präsentieren können", erklärt Hünermann in dem am Samstag veröffentlichten Interview. Ausschlaggebend für die Zukunftspläne seien die guten Verkaufszahlen der 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie. Dies sei unter anderem auf den Direktvertrieb zurückzuführen, bei dem Außendienstmitarbeiter direkt an den Endkunden herantreten: "Offenbar sind diese Großwerke mit ihrer modularen Ausrichtung – Print-Ausgaben, Onlineservices – sehr erklärungsbedürftig", erklärt Hünermann.

Der Neuanfang wird allerdings mit großen Veränderungen im Redaktionsprozess einhergehen. Zwar verfügt Wissenmedia über den Textkorpus der Traditionsmarke, der seitdem in anderen Produkten verwendet wird – die Brockhaus-Redaktion in Leipzig wurde aber bereits 2008 aufgelöst. Wissenmedia will verstärkt auf externe Mitarbeiter setzen, die von einer kleinen Redaktion gesteuert werden.

Zur Publikationsform will sich Hünermann heute noch nicht festlegen – so sei der digitale Vertrieb auf Tablet-Computern genau so denkbar wie eine Print-On-Demand-Strategie, bei der einzelne Exemplare auf Anforderung gedruckt werden. Einer kostenlosen, werbefinanzierten Online-Ausgabe erteilte der Verlagsmanager jedoch eine Absage.

Unterdessen nutzt Wissenmedia die zugekaufte Marke auch für andere Produkte aus dem eigenen Haus – so erscheinen die Wahrig-Wörterbücher nun auch unter der Traditionsnamen Brockhaus. Der Bertelsmann-Konzern hat sich im Lexikonbereich in den letzten Jahren sehr breit aufgestellt: so erschien vor zwei Jahren bei Wissenmedia ein Print-Lexikon auf Basis der Wikipedia. (je)