Neues Sammelsystem für Lithium-Ionen-Akkus soll Brände verhindern
In der Nutzungsphase machen Lithium-Ionen-Akkus kaum Probleme, aber nach der Entsorgung wird es manchmal brandgefährlich. Deswegen führt die Stiftung GRS eine neue Sammelbox für Akkus aus Laptops, Handys und ähnlichen Geräten ein.
Zum Glück kommt es nur noch extrem selten vor, dass Hersteller ihre Akkus wegen Brandgefahr zurückrufen müssen. Diese Qualitätsprobleme hat die Akku-Branche gelöst. Nach der Entsorgung bereiten Lithium-Ionen-Akkus aber weiterhin Probleme: Immer häufiger entzünden sich beschädigte Akkus in Anlagen, die Elektroschrott recyceln. Mal brennt ein Container ab, mal eine ganze Halle.
"Das ist kein neues Problem, aber die Zahl der Vorfälle nimmt zu, weil der Anteil der besonders leistungsstarken Li-Ion-Akkus im Abfallstrom steigt", sagt Dirk Schöps, Geschäftsführer des Braunschweiger Elektronik-Recyclers Elpro.
Die für das Batterie-Recycling zuständige Stiftung GRS verändert deshalb ihr Sammelsystem: 2014 will sie Sammelbehälter für "Hochenergiebatterien" einführen, um "auch zukünftig eine sichere Sammlung und Entsorgung gewährleisten zu können", erklärte sie gegenüber heise online. Mit Hochenergiebatterien meint sie Li-Ion-Akkus, wie sie in fast jedem Handy, Tablet, Laptop oder MP3-Player stecken.
Die neuen Boxen sind gelb und sollen an "qualifizierten Sammelstellen" stehen, zum Beispiel in Computergeschäften, Baumärkten und den kommunalen Wertstoffhöfen. Dort soll geschultes Personal die Akkus gegen Kurzschluss und Beschädigungen sichern, zum Beispiel "durch Isolierung der Pole mit Hilfe von Klebestreifen".
Offensichtlich beschädigte (zum Beispiel aufgeblähte) Akkus werden in Zukunft noch vorsichtiger behandelt. Für sie hat die GRS zusammen mit der Bundesanstalt für Materialforschung eine Transportbox entwickelt, die Brände verhindern soll. Damit sei erstmals der "gefahrgutrechtlich konforme Transport von beschädigten Hochenergiebatterien über 500 Gramm zu gewährleisten", schreibt die GRS.
In Zukunft sammelt GRS also Batterien in drei Klassen:
- Herkömmliche Gerätebatterien, zum Beispiel aus Fernbedienungen und Taschenlampen, kommen wie bisher in die bekannte grüne Sammelbox
- Hochenergiebatterien (Li-Ionen-Akkus) aus MP3-Playern, Laptops, Handys und ähnlichen Geräten, aber auch aus E-Bikes, kommen in die neue gelbe Box.
- Beschädigte Hochenergiebatterien werden von den Sammelstellen aussortiert und in der neuen Anti-Brand-Kiste zu den Recycling-Anlagen transportiert.
"Die GRS hat auf die Berichte aus unserer Branche reagiert und das neue System gut umgesetzt", lobt Recycler Dirk Schöps. Viele Details sind aber noch offen: Unklar ist, wie viele Sammelstellen die neue Box bekommen, ob jedermann seine Akkus dort selbst einwirft oder nur zusammen mit dem geschulten Personal. Diese Fragen sollen in den kommenden Wochen auf der GRS-Homepage beantwortet werden.
Die GRS betont, dass Lithiumbatterien "bei ordnungsgemäßem Umgang und sachgerechter Handhabung als vergleichsweise sicher anzusehen sind". Nutzer müssen sich also keine Sorgen machen, wenn sie ihre Geräte pfleglich behandeln.
Die Recycler werden aber weiterhin vorsichtig sein müssen. Denn viele Akkus werden künftig gar nicht in der neuen gelben Box landen, sondern zusammen mit den Tablets, Laptops oder Handys abgegeben, in denen sie eingebaut sind.
"Durch die neuen verklebten Akkus bekommt das Problem eine besondere Schärfe", sagt Dirk Schöps. Die Recycler müssen die Akkus von anderen Teilen wie Leiterplatten trennen, um Metalle zurückzugewinnen und die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Je schwieriger die Akkus aus den Geräten herauszubekommen sind, desto größer ist das Risiko einer Beschädigung und damit eines Brandes.
- c't bringt in Ausgabe 2/2014 (am Kiosk: 30.12.) einen achtseitigen Artikel über Aufbau, Leistung und Sicherheitsaspekte von Lithium-Ionen-Akkus.
(cwo)