Polymer aus Fleischabfällen

Fette aus Schlachthäusern werden meist als Abfall verbrannt. Dabei lässt sich aus ihnen Kunststoff herstellen – und sogar Öko-Sprit für Fahrzeuge.

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Schlachthäuser könnten künftig nicht nur Fleisch für Schnitzel, Steaks und Würste liefern – sondern die Verpackung gleich mit. Denn aus den Schlachtabfällen lässt sich ein neuartiger Biokunststoff herstellen, berichtet Technology Review in seiner Oktober-Ausgabe (seit Donnerstag am Kiosk oder online zu bestellen). Sogar den Transport bis zur Ladentheke könnte der Rohstoff ermöglichen: Aus den Tierresten lassen sich auch Biotreibstoffe gewinnen.

Die ersten Versuche laufen bereits: In schrankhohen Stahlkesseln in einem Labor in Österreich "verarbeiten wir in kleinem Maßstab schon Schlachtabfälle zu grünem Kunststoff", erklärt Martin Koller vom Institut für Biotechnologie und Bioprozesstechnik der Technischen Universität Graz. Er ist Koordinator des EU-Projekts ANIMPOL, einem Kunstwort aus "animal" für "Tier" und "pol" für Polyester.

Polyester entsteht wie jeder herkömmliche Kunststoff aus Erdöl – und diese schwarze Masse ist nichts anderes als der Überrest von Lebewesen, die vor Jahrmillionen gestorben sind. Ihre Bausteine sind auch in heutigen Organismen enthalten. Das nutzt ANIMPOL aus und will – ausgerüstet mit drei Millionen Euro EU-Fördergeld – das Plastikzeitalter nachhaltiger gestalten. "Allein im letzten Jahr wurden weltweit rund 250 Millionen Tonnen Kunststoff mithilfe fossiler Brennstoffe produziert", konstatiert Koller. "So werden nicht nur wertvolle Rohstoffe vernichtet, die zur Neige gehen. Zudem entsteht ein Umweltproblem, wenn dieses Plastik entsorgt werden muss."

Zwar gibt es bereits Bioverpackungen. Doch sie enthalten oft Erdölanteile und basieren auf nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke. Die Herstellung dieser Biokunststoffe steht also in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion – ähnlich wie der heftig diskutierte Biosprit. "Wir müssen Rohstoffe einsetzen, die reine Abfallprodukte sind und die Ernährungssituation nicht beeinflussen", betont daher Koller.

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(bsc)