Präsentation von Mauer-Videospiel abgesagt
Was jahrelang traurige Realität war, erhitzt erneut die Gemüter: Weil in dem neuen Videospiel "1378 (km)" zur früheren innerdeutschen Grenze auch das Thema Schießbefehl eine Rolle spielt, hagelt es teilweise heftige Kritik. Die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, die das Videospiel-Projekt betreut, hat eine öffentliche Präsentation des Spiels jetzt erst einmal verschoben.
Die öffentliche Präsentation des umstrittenen Computerspiels "1378 (km)" am Tag der Deutschen Einheit ist abgesagt worden. Die Hochschule für Gestaltung (HfG) bestätigte am Donnerstag in Karlsruhe einen entsprechenden Bericht des Südwestrundfunks (SWR). In dem an der Hochschule entwickelten Spiel über die innerdeutsche Grenze, das wie ein Ego-Shooter-Spiel aufgebaut ist, können die Spieler sowohl die Perspektive eines Republikflüchtlings als auch eines Grenzsoldaten einnehmen – der schießen und den unbewaffneten Flüchtling töten kann.
"Wir wollten den Druck aus der Diskussion rausnehmen. Mit dieser Debatte werden wir weder dem Spiel noch den Opfern gerecht", begründete ein HfG-Sprecher die Absage. Ihm zufolge soll das Spiel jetzt voraussichtlich Anfang Dezember präsentiert werden, begleitet von einer Podiumsdiskussion zu dem Thema.
Nach der Pressevorstellung des Spiels hatte es heftige Kritik unter anderem von der Stiftung Berliner Mauer gegeben, die den tödlichen Kampf zwischen Soldat und Flüchtling am Computerbildschirm als geschmacklos bezeichnete.
Das Spiel sei "ein Beitrag zur Enthemmung und Brutalisierung der Gesellschaft" und bediene niederste Instinkte, hatte auch die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) in Berlin kritisiert. Sie hatte sich in einem Protestschreiben an den Rektor der Hochschule, Peter Sloterdijk, gewandt. Die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg will das Spiel nun prüfen. Das Spiel hatte ein 23 Jahre alter HfG-Student entwickelt.
Das interaktive 3D-Spiel widmet sich der 1378 Kilometer langen Grenze quer durch Deutschland – und damit den Themen Todesstreifen, Republikflucht oder Schießbefehl. Mit dem Projekt will die Hochschule Jugendliche für das Thema interessieren. Zahlreiche Infotexte sind in das Spiel eingebaut. Wahlloses Schießen erlaubt das Spiel nicht. Wenn der Soldat mehr als dreimal schießt, wird er aus dem Spiel genommen und muss sich in einem Mauerschützenprozess verantworten. (pmz)