Praktisches Reality Mining: Big Data is watching you
Die US-Firma Sense Networks nutzt Mobilfunkdaten, um aus anonymisierten Bewegungsmustern Rückschlüsse auf Lebensgewohnheiten zu ziehen – für das Marketing.
Sense Networks verfügt laut eigenen Angaben über Bewegungsdaten von bis zu 90 Millionen Smartphones amerikanischer Nutzer, berichtet Technology Review in einer Analyse zum Thema Big Data. Das von David Peterson geleitete Unternehmen mit Sitz in New York hat sich darauf spezialisiert, aus den Bewegungsmustern von Menschen Schlüsse auf deren Vorlieben und Lebensgewohnheiten zu ziehen. Solche Erkenntnisse bringen die Werbebranche ihrem großen Traum wieder ein Stück näher: Potenziellen Käufern die richtige Werbung zum richtigen Zeitpunkt auf dem Handy zu servieren und damit einen todsicheren Kaufanreiz zu schaffen.
Die Firma nutzt dafür die Fähigkeit moderner Smartphones, mithilfe ihrer GPS-Empfänger jederzeit die Position des Nutzers auf wenige Meter genau bestimmen zu können. Werbefinanzierte Apps auf dem Mobiltelefon senden diese Ortsinformationen immer dann an die Server des Unternehmens, wenn sie von dort neue Werbebanner abrufen – oft zusammen mit einer Gerätekennung.
Mit anderen Worten: Sense Networks weiß nicht nur, wo sich ein Handy im Moment aufhält, sondern kann über einen längeren Zeitraum auch Verhaltensmuster seines Besitzers erkennen – anonymisiert zwar, aber verfolgbar. Das Programm registriert, wer regelmäßig beim Handelsriesen Wal-Mart einkauft. Oder es speichert, wann der Besitzer eines Smartphones in einem Stadion sitzt, und verknüpft die Information mit einer Veranstaltung, die dort stattfindet. Läuft gerade ein Lady-Gaga-Konzert, dürfte es sich um einen Fan der Sängerin handeln. Und wer ständig Inlandsflüge bucht, ist sehr wahrscheinlich ein Geschäftsreisender.
"Wir haben heute Tausende solcher Merkmale, mit denen wir Smartphone-Nutzer charakterisieren können", erklärt Petersen. Mit der Zeit entsteht über den Besitzer des Mobiltelefons ein immer detaillierteres Bild – und das ist Gold wert: Unternehmen könnten bald gezielte Kampagnen fahren, die sich an spezifizierte Zielgruppen richten – etwa an Menschen, die Hamburger lieben und gerade neben einer McDonald's-Filiale stehen. Mehr noch: Die Algorithmen von Sense Networks erkennen sogar persönliche Zeitmuster potenzieller Kunden. Wer statt samstags lieber schon am Freitag einkauft, könnte dann pünktlich vor seiner Shopping-Tour mit Handy-Werbung beglückt werden.
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(bsc)