Primacom stellt Insolvenzantrag

Die Gespräche über eine Rettung am Verhandlungstisch führten bei verhärteten Fronten zu keinem Ergebnis. Der Mainzer Kabelnetzbetreiber muss den Weg zum Amtsgericht antreten und Insolvenzantrag stellen.

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Die Holdinggesellschaft des Mainzer Kabelnetzbetreibers Primacom muss Insolvenz anmelden. Das teilte der Vorstand des zahlungsunfähigen Unternehmens am Montag in einer Pflichtmeldung aus Berlin mit. In der Nacht zum Montag hätten die Kreditgeber einen Kompromissvorschlag der Hauptgesellschafter des Unternehmens zurückgewiesen, heißt es zur Begründung: "Der Vorstand wird daher zeitnah Insolvenzantrag bei der PrimaCom AG stellen." Die Gläubiger hatten zuvor Forderungen von insgesamt über 29 Millionen Euro fällig gestellt, woraufhin Primacom die Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte.

Hauptgesellschafter der Primacom AG ist die Beteiligungsgesellschaft Escaline. Nach Informationen aus Gläubigerkreisen hatte Escaline am Freitagabend einen leicht modifizierten Einigungsvorschlag vorgelegt, demzufolge die Kreditgeber auf über 70 Millionen Euro ihrer Forderungen verzichten sollten. Dieses Angebot haben die Gläubiger, zu denen die niederländische Bankengruppe ING sowie einige Hedgefonds gehören, am Sonntagabend zurückgewiesen, erklärte ein mit den Vorgängen vertrauter Insider gegenüber heise online. Gleichzeitig sei das Angebot der Kreditgeber erneuert worden, die Verhandlungen über die Fortführung des in der Primacom Management GmbH gebündelten operativen Geschäfts aufzunehmen.

Die Holding des Kabelnetzbetreibers Primacom hatte am vorvergangenen Montag ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt, nachdem die Kreditgeber Forderungen von über 29 Millionen Euro fällig gestellt hatten. Auf dem Unternehmen lasten Schulden in Höhe von 340 Millionen Euro. Zuvor soll der inzwischen abgetretene Primacom-Vorstandssprecher Michael Buhl den Plan der Kreditgeber zur Fortführung des Unternehmens befürwortet haben. Nach seiner überraschenden Abberufung und der Installation des Beraters Sebastian Freitag im Vorstand hatten die Gläubiger einen Teil ihrer Forderungen überraschend fällig gestellt und so die akute Krise des Unternehmens ausgelöst. Die Gespräche über eine Rettung landeten in einer Sackgasse.

Escaline hatte über die Orion-Gruppe seit 2006 Anteile an Primacom und Tele Columbus aufgekauft und die Mehrheit an den Netzbetreibern übernommen. Die Finanzierung der Übernahme wurde Orion und den Töchtern aufgebürdet. Primacom teilt das Schicksal der Schwestergesellschaft Tele Columbus. Auch der Hannoveraner Kabelnetzbetreiber gehörte Escaline und war in akuter Insolvenzgefahr. Kurz vor der Zerschlagung – die Versteigerung des operativen Geschäfts war schon angesetzt – übernahm ein Gläubigerkonsortium die Regie. Auch für Primacom gibt es schon einen Auktionstermin. Die ING-Bank will ihre Pfandrechte an der GmbH verwerten und will den Kabelnetzbetreiber am 5. Juli in Berlin versteigern. Interessenten für die Kabelnetze gibt es genug. (vbr)