PrivacyBox hat ihr Lebensende erreicht

Der Webmailer fĂĽr vertrauliche, verschlĂĽsselte Kommunikation zwischen Journalisten und Informanten wird geschlossen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die von der German Privacy Foundation e.V. (GPF) im Jahre 2008 ins Leben gerufene PrivacyBox fĂĽr Informanten und Journalisten steht vor der SchlieĂźung. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, teilt der Verein mit. Als Grund fĂĽr das Aus wird eine konzeptionell wie technisch veraltete Code-Basis genannt, die praktisch nicht mehr zu warten sei. Bereits jetzt wird der End of Life-Status dadurch dokumentiert, dass kein Support mehr geleistet wird. Eine neue PrivacyBox ist nicht in Sicht, obwohl der Bedarf durchaus gesehen wird.

Die bald ausgediente PrivacyBox ist ein Webmailer, über den vertrauliche, verschlüsselte Kommunikation abgewickelt werden kann. Dabei garantierte die German Privacy Foundation als Betreiber, dass keine Details über Accountinhaber oder Empfänger Dritten gegenüber bekannt werden. Die ursprüngliche Software wurde vom Programmierer Karsten Neß entwickelt. Dieser trat später aus der German Privacy Foundation aus und beschuldigte den neu gewählten Vorstand, für Geheimdienste tätig zu sein, was die GPF stets entschieden zurückwies.

Gegenüber heise online erklärte der aktuelle Vorsitzende Jan-Kaspar Münnich: "Nach dem Austritt von Herrn Neß aus der GPF haben andere Vorstandsmitglieder die Pflege der PrivacyBox übernommen. Aufgrund der schlechten und undokumentierten Codebasis war eine Weiterentwicklung jedoch nicht möglich. Der Wartungs- und Supportaufwand ist jedoch in der letzten Zeit weiter angestiegen. Daher haben wir schon im letzten Jahr beschlossen, die aktuelle Version der PrivacyBox mittelfristig abzuschalten." Münnich sieht durchaus einen Bedarf an einem Dienst wie der PrivacyBox, zu der keine Alternativen existierten. Leider habe die German Privacy Foundation nicht die Ressourcen, um eine neue Version des Dienstes zu entwickeln.

[Update 09.04.2013 11:09]:

Der Programmierer Karsten Neß weist die Vorwürfe der German Privacy Foundation zurück. Er sei keineswegs dafür verantwortlich zu machen, dass das Angebot der PrivacyBox ausläuft. "Das gesamte Projekt besteht aus ein paar Scripten für einen Webserver und einigen Konfigurationsdateien für die nötigen Dienste (Webserver, Tor Node, MTA, POP3-Server, Datenbank). Einem arbeitsfähigen Verein mit IT-Kompetenz sollte es möglich sein, den Verlust eines einzelnen Programmierers zu verkraften und in zwei Jahren eine Codebasis zu überarbeiten, die ein einzelner Entwickler in vier Wochen Freizeitarbeit gebastelt hat." Neß erklärte zudem, dass sein Vereinsaustritt deshalb erfolgte, weil er einer Person misstraute, die als Administrator der PrivacyBox arbeiten sollte. Seine Vorschläge zur gütlichen Beilegung des Konfliktes seien vom Vorstand des Vereins abgelehnt worden. (anw)