Private Raumfahrt: NASA stellt Weichen fĂĽr neue Transportmodule

Im Internet sind Einzelheiten zur Ausschüttung von Fördermitteln an Unternehmen abrufbar, die Raumkapseln und Startsysteme für künftige Flüge von US-Astronauten entwickeln.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Im Internet sind inzwischen Einzelheiten zu der von der US-Raumfahrtbehörde NASA Anfang der Woche bekanntgegebenen Ausschüttung neuer Fördermittel an amerikanische Unternehmen abrufbar, die Raumkapseln und Startsysteme für künftige Flüge von US-Astronauten in einen erdnahen Orbit entwickeln. Im Rahmen der zweiten Runde des Programms "Commercial Crew Development" (CCDev2) stellt die NASA insgesamt rund 269 Millionen Dollar zur Verfügung, die unter vier Firmen aufgeteilt werden. Ziel des CCDev-Programms ist es, nach dem letzten Flug eines Space Shuttles (derzeit für Ende Juni 2011 geplant) so schnell wie möglich wieder eigene Transportkapazitäten für bemannte Weltraumflüge zur Verfügung zu haben. Überbrückt wird die Zeit durch Mitflüge an Bord von russischen Sojus-Kapseln etwa zur Internationalen Raumstation (ISS).

Mock-up der CST-100-Kapsel von Boeing

(Bild: Boeing)

Laut dem Selection Statement der NASA (PDF-Datei) hatten sich insgesamt 22 Firmen um CCDev2-Fördermittel beworben, von denen aber nur acht die erste Prüfstufe (Initial Evaluation) überstanden: ATK Aerospace Systems, Blue Origin, Boeing, Excalibur Almaz, Orbital Sciences, SpaceX, Sierra Nevada und United Launch Alliance. Die überzeugendsten Fördermittelanträge reichten den Angaben zufolge der Boeing-Konzern und das von Tesla-Motors-Chef Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX ein. Die Boeing-Sparte "Defense, Space & Security" arbeitet an einer 7-Personen-Raumkapsel mit der Bezeichnung "Crew Space Transportation-100" (CST-100), die nach dem Einmotten der Space-Shuttle-Flotte als Transportalternative für Flüge zur ISS genutzt werden könnte. Im Rahmen der CCDev2-Förderung erhält Boeing nun weitere 90 Millionen Dollar (PDF-Datei) von der NASA.

SpaceX hatte im Jahr 2010 als erstes Privatunternehmen erfolgreich eine Dragon-Raumkapsel mit der selbstentwickelten Trägerrakete Falcon 9 in einen niedrigen Erdorbit transportiert. Zuletzt sorgte das Unternehmen mit der Ankündigung für Schlagzeilen, bis 2014 zusätzlich eine Heavy-Lift-Rakete ins All schicken zu wollen, die eine ähnliche Leistung wie die Saturn-V-Mondrakete aufweisen soll. Die NASA fördert das Unternehmen bis 2012 nun mit 75 Millionen Dollar (PDF-Datei) aus dem CCDev2-Programm. Überzeugungsarbeit musste hingegen das von Amazon-Gründer Jeff Bezos finanzierte Unternehmen Blue Origin leisten. Zwar erhielt die Firma in der ersten CCDev-Runde bereits 3,7 Millionen Dollar für die Entwicklung einer Raumkapsel ("New Shepard"), das Participant Evaluation Panel (PEP) der NASA attestierte Blue Origin diesmal aber zunächst, dass man "wenig Vertrauen" in den technischen Ansatz des Unternehmens habe.

Modell des Dream Chaser von Sierra Nevada

(Bild: NASA)

Kritisiert wurde unter anderem, dass unklar sei, ob weitere Investitionen überhaupt zu Fortschritten bei der Entwicklung eines einsatzfähigen Crew-Transportation-Systems (CTS) durch Blue Origin führen würden. Das Unternehmen hatte vor fast genau vier Jahren den letzten Testflug seiner Raumkapsel durchgeführt. Bei einer intensiveren Prüfung machten die PEP-Mitglieder dann aber doch weitere Pluspunkte aus, sodass Blue Origin sich in der technischen Bewertung von "Low Level of Confidence" zumindest auf "Moderate Level of Confidence" und in der Businessplan-Bewertung von "Moderate Level of Confidence" auf "High Level of Confidence" steigern konnte. Das Unternehmen erhält nun 22 Millionen Dollar (PDF-Datei) für eine Fortsetzung der Arbeiten an der eigenen Astronautenkapsel.

Die Sierra Nevada Corporation, die mit 20 Millionen Dollar bereits die höchste Förderung der ersten CCDev-Runde erhalten hatte, kann sich diesmal über 80 Millionen Dollar freuen (PDF-Datei). Das Unternehmen baut den Dream Chaser, einen Raumgleiter von der Größe eines Geschäftsfliegers. Er soll Fracht und mehrere Personen in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen. Als Trägerrakete ist eine modifizierte Version der Atlas V vorgesehen. Laut dem Selection Statement lieferte Sierra Nevada sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Orbital Sciences Corporation, deren CTS lediglich für vier Personen ausgelegt ist, während der Dream Chaser Platz für mindestens sieben Astronauten bietet. Trotz offener Fragen insbesondere bei der Ausgestaltung von Sicherheitsvorkehrungen im Falle von Startabbrüchen erhielt Sierra Nevada letztlich den Vorzug gegenüber Orbital Sciences. (pmz)