Radeon HD 6850 und 6870: AMD läutet HD-6000-Serie ein
Die Radeon HD 6850 und 6870 sind auch fĂĽr anspruchsvolle Spiele schnell genug und geben dank ĂĽberarbeiteter Videoeinheit auch Blu-rays mit stereoskopischen Inhalten wieder.
Die Gerüchteküche kochte in den vergangenen Wochen nahezu über, was die neuen HD-6800-Grafikkarten anging. Nun lüftet AMD den Vorhang und stellt die zu DirectX 11 kompatiblen Radeon HD 6850 (170 Euro) und 6870 (220 Euro) vor. Doch wer ob der Namensgebung davon ausgeht, dass die neuen Karten ihre "Pendants" aus der HD-5800-Serie in der 3D-Performance übertrumpfen, liegt falsch. Immerhin bringen ihre auf den Codenamen Barts getauften Grafikchips (GPU) eine verbesserte Video-Einheit für Blu-ray-Filme mit stereoskopischen Inhalten mit; eine HDMI-1.4a-Buchse dient zur Ausgabe auf HD-Fernsehgeräten. Ursprünglich ging man davon aus, dass die HD-6800-Serie auf eine umgekrempelte Architektur setzt, die sich insbesondere hinsichtlich der Shader-Organisation von der Vorgängerserie abhebt. Doch die neuen Grafikchips bringen diesbezüglich nur marginale Änderungen mit.
Auf der Radeon HD 6870 sitzt eine 900 MHz schnelle GPU (Barts XT) mit insgesamt 1120 Shader-Rechenkernen (14 SIMDs zu je 16 Fünfergruppen), 56 Textureinheiten und 32 Rasterendstufen. Die Radeon HD 6850 nutzt 960 Shader-Rechenkerne (775 MHz) und 48 TMUs. Die aus 1,7 Milliarden Transistoren bestehenden Grafikchips (40-nm-Fertigung) sind für AMD in erster Linie billiger aufgrund einer geringeren Chipfläche (255 mm²). Zwei Ultra-Threaded-Dispatch-Prozessoren versorgen die SIMD-Einheiten mit Daten – wie bei der HD-5800-Serie, was CTO Eric Demers jüngst gegenüber c't bestätigte. Hier gab es vorab aufgrund sich teilweise widersprechender Präsentationsfolien von AMD reichlich Verwirrung.
Die Tessellation-Einheit hat AMD einem Tuning unterzogen. Sie soll durch ein verbessertes Thread-Management und Buffering effizienter und schneller als ihr Vorgänger arbeiten – zumindest bei kleinen Tessellation-Faktoren. Im Unigine-Benchmark wiederum ist eine GeForce GTX 470 (30,6 fps) jedoch weiterhin schneller als die Radeon HD 6870 (27,7 fps) im DirectX-11-Modus. Die Performance im OpenGL-4-Modus ist mit dem uns vorliegenden Treiber bei gleichen Einstellungen im Vergleich zur Vorgängergeneration jedoch katastrophal, hier erreichte die HD 6870 nur 10,3 fps.
Ein überarbeiteter anisotroper Filter sorgt für weichere Übergänge zwischen den verschiedenen Filter-Stufen. Die bisher mit dem Aktivitätszustand von Catalyst A.I. gekoppelten Filteroptimierungen lassen sich nun auch manuell deaktivieren. Laut AMD soll auch Morphological Antialiasing (MLAA) künftig direkt im Treiber aktivierbar sein. Dieser Kantenglättungsmodus ist hinsichtlich der Bildqualität dem Supersampling unterlegen, kostet jedoch nicht so viel Leistung. Der Wermutstropfen: AMD plant MLAA erst im Dezember in den Treiber zu integrieren – nämlich in Catalyst 10.12.
Schnell genug sind die neuen HD-6800-Karten, um aktuelle 3D-Spiele in der Full-HD-Auflösung mit 1920×1080 Bildpunkten flüssig darzustellen. Die meisten Spiele laufen auch auf 30-Zoll-Bildschirmen oder im Eyefinity-Betrieb mit mehreren Displays flüssig. In unseren Tests ist die Radeon HD 6870 (3DMark Vantage Extreme: 7665) schneller als eine Radeon HD 5850, kommt jedoch an die HD 5870 nicht heran, liegt aber etwa in den Spielen Anno 1404 und Crysis teilweise fast gleichauf. Nvidias GeForce GTX 470 lässt sie in Anno 1404, Battlefield Bad Company 2 und Crysis hinter sich, bei den auf Tessellation setzenden Titeln Metro 2033 und Colin McRae Dirt 2 kehrt sich das Bild jedoch um. Die Radeon HD 6850 (3DMark Vantage Extreme: 6161) ordnet sich zwischen einer Radeon HD 5830 und HD 5850 ein, teilweise ist sie auch schneller als die 1-GByte-Variante von Nvidias GeForce GTX 460. Ausführliche Benchmarks finden sich in c't 23/10.
Durchschnittlich 102 Watt verbrauchte unser Testexemplar der Radeon HD 6870 beim Spielen (HD 5870: 119 Watt), kurzzeitig traten Spitzen von bis zu 158 Watt auf. AMD geht daher auf Nummer sicher und liefert die Karte mit zwei sechspoligen Stromsteckern aus, die inklusive des PEG-Slots eine Leistungsaufnahme von bis zu 225 Watt erlauben. Die langsamere Radeon HD 6850 ist entsprechend genügsamer und kommt bei durchschnittlich 89 Watt (Spitzen: bis 125 Watt) mit nur einem sechspoligen Stromstecker aus. Leider funktionierte im Leerlauf der Stromsparmodus aufgrund eines Firmwareproblems nicht und führte bei ruhendem Windows-Desktop zu einer Leistungsaufnahme von 44 Watt; bei der HD 6870 funktionierte alles ordnungsgemäß (19 Watt). Beide Referenzkarten waren im Leerlauf überdies kaum zu hören (0,3 Sone), im 3D-Betrieb jedoch sehr wohl (1,2 bzw. 1,7 Sone).
Bereits in einem Monat will AMD die leistungsfähigere HD-6900-Serie vorstellen, deren Cayman-Grafikchips dann tatsächlich eine umgekrempelte SIMD-Archiektur mitbringen.
(mfi)