Rotstift: YouTube streicht Milliarden Fake-Views
YouTube hat den Video-Channels von Universal, Sony und RCA über zwei Milliarden Video-Views gestrichen. Laut Aussage der Google-Tochter haben die Plattenfirmen Dritte dafür benutzt, um über Fake-Views mehr Einnahmen aus dem Revenue-Share zu generieren.
Großes Reinemachen bei Youtube: Die Google-Tochter hat den Video-Channels von Universal (UMG) und Sony samt Tochter RCA über zwei Milliarden Video-Views gestrichen. Laut Youtube haben die Plattenfirmen Dritte dafür benutzt, um über Bot-gesteuerte Fake-Views mehr Einnahmen aus dem Revenue-Share zu generieren.
Wie das Online-Magazin DailyDot berichtet, haben die beschuldigten Mediengiganten das so genannte Black Hat View Building genutzt, um lukrative Views ihrer Videoclips aus dem Nichts zu erschaffen. Ein Beispiel führte DailyDot mit einem "erbärmlichen Musikvideo" des bis dato unbekannten Künstlers Yasha Swag an, offenbar das Alter Ego des Uploaders Jacob Povolotski. Der schaffte innerhalb kürzester Zeit 8,5 Millionen Klicks auf sein musikalisch eher unterbelichtetes Werk, das inzwischen von Youtube verschwunden ist. Angeblich hat er beim Vermittlungsdienst Fiverr die Klicks für geradezu lächerliche Beträge initiiert.
Den größten Einschnitt musste Universal hinnehmen, dessen Channel laut einer Statistik von SocialBlade über eine Milliarde Views verlor. Sony/BMG wurden 850 Millionen Views gestrichen, während RCA mit 159 Millionen Views relativ glimpflich davonkam.
Die Plattenfirmen reagierten panisch: Bei der UMG, die in der Vergangenheit aktuelle Videos lieber auf die Channels ihrer Künstler auf den eigenen (aber hierzulande nicht zu nutzenden) Dienst Vevo auslagerte, sind nur noch fünf ältere Clips zu finden, allesamt nur Teaser mit wenig über einer Minute Länge. Auch der Sony-Kanal ist bis auf hämische Kommentare praktisch leer. Betroffen sind auch rund weitere 500 Channels prominenter Künstler.
Youtube hat inzwischen versichert, dass es sich bei dem enormen Einbruch der Besucherzahlen nicht um einen technischen Fehler oder einen Hackerangriff handelt, sondern um die durchaus gewollte Umsetzung der Youtube- Nutzungsbedingungen TOS. DailyDot vermutet hinter den Fake-Views Fiverr-Anbieter wie Tapangoldy, der für 5 US-Dollar über 10.000 Fake-Views auf beliebige Youtube-Videos versprach und bei Fiverr hoch in den Charts stand.
Update: Eine bessere Erklärung für die geänderten Zahlen liefert Billboard.biz: YouTube zählt bei den Aufrufzahlen eines Channels neuerdings nur noch diejenigen Videos mit, die in diesem Channel live geschaltet sind. Entfert man Videos aus einem Channel, werden die Zahlen entsprechend bereinigt.
Genau das ist anscheinend Universal und Sony passiert, die in den letzten Jahren tausende Musikvideos zu ihrem gemeinsamen Channel VEVO migriert haben. Da sie nicht mehr auf den ursprünglichen Channels stehen, werden ihre Aufrufe dort neuerdings nicht mehr ausgewiesen. (cm)