Russland plant weniger Kosmonauten auf der ISS

Roskosmos möchte die russische Besatzung auf der Internationalen Raumstation auf Dauer von drei auf zwei Kosmonauten reduzieren. Das soll einerseits Geld sparen, andererseites Einnahmen ermöglichen.

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ISS

(Bild: NASA)

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Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos möchte statt derzeit drei bald nur noch zwei Kosmonauten auf der International Raumstation (ISS) stationieren. "Wir haben Briefe an die Teilnehmer des ISS-Programms geschickt", zitiert die russische Zeitung Iswestija den Direktor der Roskosmos-Abteilung für bemannte Raumfahrt, Sergei Krikaljow, "Wir möchten ihre Meinungen darüber hören, wie wir die Besatzung reduzieren können."

Sergei K. Krikaljow war Teil der ISS-Expeditionen 1 (2000-2001) und 11 (2005).

(Bild: NASA)

Die Reduktion der russischen Präsenz hat mehrere Gründe. Vor allem geht es um das liebe Geld: Das Budget des russischen Raumfahrtprogramms wurde gekürzt, also muss Roskosmos sparen. Die USA, die derzeit Russland für den Personentransport zur und von der ISS bezahlen, streben danach, ihre Astronauten von US-Unternehmen befördern zu lassen. Damit würde Roskosmos nicht nur dieser Umsatz wegbrechen, es würde auch nur noch zwei statt derzeit vier jährliche russische Personentransporte geben. Daraus folgt, dass die Versorgung und der regelmäßige Austausch dreier Russen schwieriger würde.

Bemannte Raumfahrt ist teuer. Gibt es einen Kosmonauten weniger auf der ISS, spart das direkt Geld. Gleichzeitig entsteht auf der ISS Platz für einen Raumfahrer eines anderen Landes. Parallel wird auf den (reduzierten) russischen Transportflügen zur und von der ISS der Platz eines Kosmonauten frei. Dieser Platz kann für harte Währung verkauft werden, sei es für den Transport von Sachen oder eben eines fremden Raumfahrers. Weniger Kosmonauten bedeutet zudem wohl, dass weniger Anwärter ausgebildet werden. Auch das entlastet das Budget.

Ein Jahr auf der ISS (15 Bilder)

Eine Blume in der Schwerelosigkeit
(Bild: NASA)

Eine weitere Ursache für die Besatzungsverkleinerung liegt in technischen Schwierigkeiten auf russischer Seite. Roskosmos wollte ursprünglich 2009 ein neues Modul, das Mehrzweck-Labormodul (Multipurpose Laboratory Module, MLM), an die ISS andocken. Dann sollte auch das russische Team von einst zwei auf drei Mann verstärkt werden.

Doch das MLM-Projekt ist durch eine peinliche Reihe von Problemen geprägt, so dass der MLM-Starttermin oftmals hinausgeschoben werden musste. 2017 oder 2018 soll es nun soweit sein. Der dritte Kosmonaut wurde aber trotzdem 2010 auf der ISS eingeführt, obwohl das MLM und die damit verbundene Nodal Unit (UM), sowie das an UM anzudockende Wissenschafts- und Strommodul NEM nach wie vor fehlen. Diese Situation gefällt Krikaljow nicht, wie er der Iswestija bereits im April erzählt hat.

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Er will auch mit MLM nur noch zwei Kosmonauten auf der ISS haben. Nach 2024, wenn der ISS-Vertrag ausgelaufen sein wird, hofft Krikaljow auf eine eigene, russische Raumstation namens OPSEK im Orbit. Das zukünftige Nodal Modul der ISS soll als zentraler Knotenpunkt der OPSEK weiterverwendet werden. Die russische Station müsse zwar permanent verfügbar sein, die permanente Besatzung mit Menschen sei aber optional, meinte der russische Raumfahrtmanager. Doch eines Tages, mehrere Jahre nach 2030, sei vielleicht eine dauerhafte russische Präsenz auf dem Mond angezeigt. (ds)