Siemens' Gewinnprognose wackelt
Die Münchner kämpfen mit Problemen mit den Windparks in der Nordsee und der Sanierung der Telefonnetz-Tochter Nokia Siemens Networks. Analysten rechnen damit, dass Siemens sein Gewinnziel für 2012 deutlich senken wird.
Zwei Baustellen dürften Europas größtem Elektrokonzern Siemens das zurückliegende Quartal so verdorben haben, dass Analysten mit einer Gewinnwarnung für das Gesamtjahr rechnen. Die Münchner kämpfen mit Problemen mit den Windparks in der Nordsee und der Sanierung der Telefonnetz-Tochter Nokia Siemens Networks (NSN). Am morgigen Mittwoch will Konzernchef Peter Löscher in München Bilanz für die erste Hälfte des Siemens-Geschäftsjahres ziehen und einen Ausblick geben.
Siemens hinkt bei der Anbindung der Windparks vor Helgoland und Borkum ans deutsche Stromnetz hinterher und hat deshalb schon im ersten Quartal gut 200 Millionen Euro abschreiben müssen. Jetzt komme noch ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag dazu, und der zuständige Manager des Geschäftsbereichs werde abgelöst, hatte die Financial Times Deutschland kürzlich berichtet.
Das andere Sorgenkind ist NSN. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Nokia schreibt weiter tiefrote Zahlen, krempelt sein Geschäft um und streicht weltweit 17.000 Stellen. Nachdem die finnischen Partner soeben 772 Millionen Euro auf NSN abschreiben mussten, werden am Mittwoch auch bei Siemens schlechte Nachrichten von dieser Seite erwartet.
Analysten rechnen damit, dass es bei Siemens im zweiten Quartal (Januar bis März 2012) auch sonst nicht wirklich rund lief und der Konzern sein Gewinnziel für das laufende Jahr deutlich senken wird. Statt 6 Milliarden Euro wie im vergangenen Jahr werde der Elektrokonzern nur noch 5 Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro Gewinn aus fortgeführtem Geschäft anpeilen, erwarten die Experten.
Acht von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Analysten erwarten, dass der Quartalsumsatz dank des hohen Auftragspolsters zwar noch um gut 3 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro gewachsen sein dürfte, aber der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft um zwei Drittel eingebrochen auf nur noch 1,1 Milliarden Euro. Zudem soll der Auftragseingang bis März um 4 Prozent auf 20 Milliarden Euro gesunken sein.
Am Mittwoch könnte es auch Neuigkeiten über den Börsengang von Osram geben. Siemens hat den Termin schon einmal verschoben und möchte die Lichttochter gern im zweiten Halbjahr verkaufen. (anw)