Smartphones und Tablets sollen Netzmuffel bekehren
Laut einer Studie der Initiative D21 gehen 57 Prozent der Befragten nach dem Kauf mobiler Endgeräte häufiger ins Internet als zuvor. 40 Prozent würden das mobile Netz bei höheren Bandbreiten noch intensiver nutzen.
Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Initiative D21 gehen 57 Prozent der Befragten nach dem Kauf mobiler Endgeräte häufiger ins Internet als zuvor. Die beliebtesten Anwendungen sind dabei der Abruf von E-Mails und Nachrichtenseiten, soziale Netzwerke und Suchmaschinen, deren Nutzung vergleichsweise wenig Bandbreite in Anspruch nimmt. 40 Prozent würden das mobile Netz bei höheren Übertragungsraten der Analyse nach noch intensiver nutzen. Für die repräsentative Umfrage hat das Marktforschungsinstitut TNS Infratest 1005 Einwohner ab 14 Jahren mit Festnetz-Telefonanschluss befragt.
Mittlerweile besitzen demnach knapp 24 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone und 5 Prozent einen Tablet-Computer. 4,4 Prozent der Befragten planen in den nächsten zwölf Monaten die Anschaffung eines iPads oder vergleichbarer Geräte. Mit ihren Mobilgeräten gehen 26,5 Prozent der Bundesbürger unterwegs ins Internet. 43,4 Prozent können sich schon heute vorstellen, das Netz künftig ausschließlich über einen mobilen Zugang zu nutzen.
Die aktuelle Untersuchung knüpft an die Ergebnisse der im Dezember präsentierten Studie zum Stand der digitalen Gesellschaft in Deutschland an. Diese hatte gezeigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr die Kluft zwischen den "digital wenig Erreichten" und den "digital Souveränen" kaum weiter geschlossen hat. Damals setzten die Marktforscher darauf, dass leicht zu bedienende Smartphones und Tablets mehr Netzmuffel an die Welt der Bits und Bytes heranführen könnten.
Diese These wird durch die Zusatzbefragung zumindest zum Teil bestätigt. Die "digitalen Außenseiter" sind zwar noch weit vom mobilen Internet entfernt. So begeben sich erst 0,3 Prozent dieser Gruppe über tragbare Endgeräte ins Netz. Schon bei 29 Prozent der "Gelegenheitsnutzer" steigt dagegen mit dem Smartphone oder Tablet-Rechner die im Internet verbrachte Zeit zumindest leicht. Zudem würden 42 Prozent dieser Fraktion eine ausschließliche mobile Internetnutzung bevorzugen. Ein Viertel davon geht zugleich davon aus, dass das mobile Netz nie so schnell sein wird, um auf stationäres Internet verzichten zu können.
Bei den "Trendnutzern" wird die Internetnutzung durch mobile Endgeräte deutlich beeinflusst: 30 Prozent von ihnen geben an, dass sie viel mehr Zeit im Netz verbringen, 32 Prozent sehen einen leichten Anstieg. 44 Prozent können sich bereits heute einen Verzicht auf das kabelgebundene Internet vorstellen. Bei den Angehörigen der "digitalen Avantgarde" ist bei jedem Zweiten durch mobile Endgeräte die Verweildauer im Internet deutlich länger geworden.
"Digital Souveräne" nehmen das Netz über Smartphones und Tablets sehr viel stärker in Anspruch (47 Prozent) als die "wenig Erreichten" (14 Prozent). Rund 5 Prozent des letzteren Clusters planten jedoch, in naher Zukunft ein internetfähiges Handy zu erwerben. Unter den Souveränen wolle sich jeder Zehnte in den nächsten zwölf Monaten mobile Hardware zulegen. Die digital wenig Erreichten seien zudem bereit, durchschnittlich 23,70 Euro pro Monat für den mobilen Internetzugang zu zahlen und damit über 2 Euro mehr als die digital Souveränen.
Für Olaf Reus aus dem D21-Vorstand zeigt die Befragung, dass mobile Geräte das Internet selbst für Netzskeptiker zunehmend attraktiv machen. Dies habe etwa den Vorteil, dass die Zahl derer sinke, "die sich in einer fremden Umgebung verlaufen", unkte der für die Pflege der Öffentlichkeits- und Regierungsbeziehungen zuständige deutsche Vertreter des chinesischen Netzausrüsters Huawei im Rahmen der Präsentation der Studie in Berlin. Es sei zu erwarten, "dass die mobile Internetnutzung zukünftig der wichtigste Zugangspunkt sein wird, über den Netzabstinenzler den Weg in die digitale Welt finden".
Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft wird laut Reus "ganz wesentlich von der weiteren Verbesserung der Möglichkeiten zur mobilen Internetnutzung abhängig sein". Der Lobbyist drängte daher auf einen "forcierten LTE-Ausbau". Auch D21-Vorstandsmitglied Robert Wieland sieht es nun als erwiesen an, dass mit mobiler Ausrüstung "die Hemmschwelle der Nutzung digitaler Medien fällt und die persönliche Medienkompetenz schon alleine durchs Ausprobieren wächst". Der TNS-Infratest-Geschäftsführer hält Apps und weitere Dienste für so reizvoll, dass die digital vernetzte Gesellschaft von morgen eine mobile sein werde. (vbr)